Geschlechtsreife

(Pubertät). Sie umfaßt jene Jahre, in denen die Keimdrüsen, die männlichen (Hoden) bzw. die weiblichen (Eierstöcke), ihre Tätigkeit als »Drüsen mit innerer Sekretion« aufnehmen. Dadurch kommt es zur Ausgestaltung der so genannten sekundären Geschlechtsmerkmale, über die unter dem Stichwort Geschlecht gesprochen ist. Zugleich gehen aber auch in der Seele des reifenden Menschen große Umwälzungen vor sich. Es stellt sich infolge der vorübergehenden Disharmonie im Hormonhaushalt auch eine Disharmonie des Gemüts ein – ähnlich wie es später noch einmal während der Wechseljahre

(siehe dort) zu beobachten ist.–Unter den möglichen Störungen im Verlauf der Pubertät sind die seelischen Zwiespältigkeiten, in die der junge Mensch manchmal gerät, von besonderer Bedeutung, weil sie – eher als körperliche Störungen bei der Umstellung vom Kind zum Erwachsenen – zu Schwierigkeiten mit der Umgebung, im Elternhaus und in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinschaft führen können. Es ist wichtig zu wissen – vor allem für diejenigen, bei denen die Sorge für die Erziehung und Lebensgestaltung eines jungen Menschen liegt –, dass solche seelischen Disharmonien normale Erscheinungen während der Zeit der Pubertät sind und dass das Versagen eines jungen Menschen durchaus nicht immer an einem Mangel seines »guten Willens« liegt, sondern ebenso möglich ein Mangel an »Können« sein kann. und es ist auch wichtig zu wissen, dass es gelegentlich besser ist, eine schwierige Situation, in der sich ein Jugendlicher befindet, mit dem Hausarzt zu besprechen, der genügenden Einblick in die körperlichen Vorgänge und in die von ihnen abhängigen seelischen Erschütterungen hat, als auf Gutdünken Entscheidungen zu treffen, die den eigentlichen Entwicklungsmöglichkeiten des jungen Menschen vielleicht nicht gerecht werden. Auf eine weitere Schwierigkeit in den Entwicklungsjahren, unter der heutzutage mancher Jugendliche infolge seines schnellen Wachstums leidet, ist im Stichwort Akzeleration näher eingegangen.

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