Nachtblindheit

Der Nachtblinde kann zwar am hellen Tage alle Farben gut sehen, wenn es aber dunkel geworden ist, vermag er nicht mehr, wie der Normalsichtige, verschiedene Grautöne (statt der bei hellem Licht wahrnehmbaren verschiedenen Farbtöne) zu unterscheiden. Für ihn ist es dann sogleich stockfinstere Nacht, in der er freilich helles Laternenoder Scheinwerferlicht wie jeder Augengesunde wahrnehmen kann. Was dem Nachtblinden fehlt, ist also die Möglichkeit, sich bei starker Dämmerung noch hinreichend durch Unterscheiden der verschiedenen Grautöne in seiner Umgebung zu orientieren. Der nachtblinde Autofahrer muss folgendes berücksichtigen: Er ist in der Dämmerung am meisten gefährdet, wenn nämlich das helle Tageslicht schwindet, aber Laternen und Scheinwerfer noch nicht eingeschaltet sind. – Das Auge

hat eine besondere Einrichtung für das Sehen in der Dämmerung; diese funktioniert aber nur, wenn genügend viel »Sehpurpur« in der Netzhaut vorhanden ist. Also sind die Beschwerden des Nachtblinden durch einen Mangel an Sehpurpur bedingt. Sehpurpur kann nur aufgebaut werden, wenn der Körper genügend mit Vitamin A versorgt ist. Das erklärt, weshalb die Nachtblindheit, die sich irgendwann bei einem Menschen, der bisher auch in der Dämmerung genügend deutlich sehen konnte, einstellt, oft das erste Zeichen eines Mangels an Vitamin A ist. Es kann sein, dass die Nahrung nicht genügend viel Vitamin A enthält; es kann auch sein, dass dort zwar genügend viel Vitamin A enthalten ist, dass aber z. B. infolge einer Funktionsstörung im Darm oder in der Leber Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Vitamin A in den Organismus bestehen. Werden solche Funktionsstörungen beseitigt und wird der Körper genügend reichlich mit Vitamin A versorgt, so verschwindet auch diese Nachtblindheit wieder. Es gibt allerdings auch eine ererbte Form der Nachtblindheit, bei der eine angeborene Störung im Aufbau des Sehpurpurs besteht. Diese Form kann auch durch reichliche Vitaminversorgung nicht behoben werden.

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