Gesundheitslexikon
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Autogenes Training

Dieses von dem Berliner Nervenarzt Prof. I. H. Schultz erarbeitete Verfahren strebt ähnliche Wirkungen an, wie sie sonst nur durch Hypnose erreichbar sind, unterscheidet sich aber von dieser grundsätzlich dadurch, dass bei der Hypnose die Vorgänge beim Hypnotisieren von der Beeinflussung durch den Hypnotiseur gelenkt werden, während das Autogene Training ein »vom Selbst ausgehendes Üben« ist. Um das Autogene Training zu erlernen, wird mehrmals am Tage je 1 bis 11/2 Minuten lang geübt. Dazu wird im Sitzen oder Liegen eine völlig entspannte Körperhaltung eingenommen, in der sich dann der Übende die einzelnen diesem Training dienenden Übungen möglichst intensiv innerlich vergegenwärtigt. Beispielsweise dient die erste der insgesamt sechs Übungen dem Erreichen einer vollkommenen Muskelentspannung. Der ruhig Dasitzende bzw. Liegende vergegenwärtigt sich dazu die Formel »Mein rechter Arm ist ganz schwer«, bis sich nach zumindest mehrtägigem üben dieser Art tatsächlich bei ihm das Gefühl einer bleiernen Schwere im Arm (infolge einer völligen Erschlaffung der Armmuskulatur) einstellt. Automatisch machen dann
auch die Muskeln des anderen Arms und der Beine mit, so dass sich, wenn die erste Übung richtig beherrscht wird, ganz schnell nach Beginn des Übens eine vollkommene Entspannung der Arme und Beine einstellt. Jedesmal muss am Schluß der Übung, also nach 1 oder 1 1 /2 Minuten, der während des Übens erreichte Zustand durch einige kräftige Bewegungen der Arme und Beine »zurückgenommen« werden. Erst wenn die erste Übung wirklich richtig beherrscht wird, soll mit der zweiten Übung (Formel: »Mein rechter Arm ist ganz warm«) begonnen werden. Diese zweite Übung erreicht, wenn sie beherrscht wird, eine möglichst starke Erweiterung der Blutgefäße in Armen und Beinen (so dass sich der so Trainierte z. B. ganz schnell warme Hände und Füße »machen« kann, ein Erfolg, der durch übliche Willensanspannung bekanntlich niemals erreichbar ist). Insgesamt ist es der Erfolg des richtig erlernten Autogenen Trainings, dass eine selbsttätige Umschaltung vieler vegetativer Funktionen möglich ist (z. B. auch ein schnelles, »selbstverständliches« Einschlafen nach dem Zubettgehen), weiterhin eine Tiefenentspannung von Muskeln und Gefäßen (ein sehr wesentlicher Erfolg, wenn man daran denkt, wie viele Störungen des Wohlbefindens durch eine »nervöse Verkrampfung« entstehen), ferner eine Resonanzdämpfung von Affekten, (also eine sozusagen auf Kommando herstellbare Gemütsruhe) usw. Weiteres autogenes Trainieren, nachdem die sechs Grundübungen wirklich beherrscht werden, ermöglicht eine Art Selbstversenkung, eine klärende Schau ins eigene Innere und damit z. B. auch die Lösung mancher Konflikte, die sonst das Leben schwermachen und die durch übliches »intensives Nachdenken« erfahrungsgemäß nicht bewältigt werden können. Zweifellos ist das Autogene Training ein Übungsverfahren, das dem Menschen unserer Zeit in vieler Beziehung wesentlichen Nutzen bringen kann. Es muss allerdings wirklich beherrscht werden. Das für sich allein aus Büchern zu erlernen, ist nur schwer möglich. Es gelingt viel einfacher, wenn sich der Interessierte einem Kurs des Autogenen Trainings anschließt, bei dem unter Leitung eines erfahrenen Arztes oder Psychologen in einer Gruppe von Personen gemeinsam die neu zu gewinnende Übung besprochen und probiert wird. Das tägliche Üben bleibt dann sowieso jedem einzelnen überlassen, bis zur nächsten Zusammenkunft, die der Besprechung des Erreichten dient und der Vorbereitung auf die nächste Übung.

 

 

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