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Rückenmarksschwindsucht
(Tabes dorsalis). Für sie gilt dasselbe, was im Stichwort Gehirnerweichung von dieser Krankheit gesagt wurde: Beide sind Folgeerscheinungen einer früher durchgemachten und damals nicht ausgeheilten Syphilis – und beide Krankheiten brauchen sich heutzutage nicht mehr zu entwickeln, weil dem Arzt jetzt so wirksame Mittel zur Behandlung der Syphilis zur Verfügung stehen, dass diese Infektionskrankheit wirklich restlos zu heilen ist. – Die folgende kurze Schilderung des Krankheitsbildes der Rückenmarksschwindsucht entspricht dem Verlauf dieser Erkrankung – das sei vorsorglich betont –, wenn die ursächliche Infektion mit Syphiliserregern nicht ausgeheilt worden ist. Die Rückenmarksschwindsucht macht sich zuerst durch einen Ausfall der im Hinterstrang des Rückenmarks liegenden Empfindungsbahnen bemerkbar, die langsam zerstört werden. Dadurch bekommt der Betroffene einen unsicheren Gang, eckige, schlenkernde Beinbewegungen, weil er kein Gefühl mehr für die harmonische Arbeit seiner Beinmuskulatur hat. Eine solche Unsicherheit der Gliedmaßenbewegungen nennt man Ataxie. (Aber natürlich ist nicht jede Ataxie die Folge einer früher durchgemachten SyphilisInfektion. »Ataxie« heißt nur »Unsicherheit der Gliedmaßenbewegung«, und dafür gibt es viele verschiedene Ursachen.) Gleichzeitig treten abnorme Empfindungen des Kribbelns und Pelzigseins in den Beinen und »blitzartige Schmerzen« in den Gliedmaßen auf. Beim weiteren Fortschreiten der Krankheit, die unbehandelt langsam immer höher gelegene Rückenmarksabschnitte ergreifen kann, kommt es zu Störungen der Harnblasenentleerung, zu den erwähnten blitzartigen Schmerzen in der Magengegend und schließlich, wenn auch motorische Bahnen in den Vordersträngen des Rückenmarks befallen werden, zu Lähmungserscheinungen. Damit ist dann der Anfang eines schweren, fortschreitenden Siechtums erreicht. Dem Fortschreiten der Krankheitserscheinungen kann jederzeit durch die ärztliche Behandlung Einhalt geboten werden. (siehe dazu Gehirnerweichung und Syphilis.)
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