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Syphilis
(Harter Schanker, Lues). Die Erkrankung an einer Syphilis ist deshalb so bedeutungsvoll, weil ihr Erreger (die »Spirochaeta pallida«) nicht auf den Ort der Ansteckung beschränkt bleibt, sondern durch Einschwemmung in den Körper zur syphilitischen Erkrankung fast aller Organe führen kann. Dem folgenden Überblick über alle diese möglichen Erkrankungen muss jedoch vorausgeschickt werden, dass sie nur dann entstehen können, wenn die ärztliche Behandlung nicht inzwischen für eine restlose Beseitigung aller Spirochäten sorgen konnte. Diese restlose Vertilgung aller Syphilis- Erreger ist heutzutage durch Penicillin in hoher Dosis ohne besondere Schwierigkeiten und in verhältnismäßig kurzer Zeit sicher möglich. Also kommt es wirklich nur darauf an, dass der Infizierte so frühzeitig wie möglich zum Arzt geht. Je eher die Behandlung beginnt, desto kürzere Zeit nimmt sie in Anspruch, desto eher kann also auch der Patient wieder die Gewißheit haben, vollkommen ausgeheilt zu sein. und mit der vom Arzt bestätigten Ausheilung der Syphilis entfällt dann auch jeder Anlaß zur Furcht vor einer etwa noch in späteren Jahren auftretenden syphilitischen Organerkrankung. Trotz dieser ganz klaren Gegebenheiten geschieht es doch gelegentlich, dass ein an Syphilis Erkrankter infolge besonderer Umstände nicht so frühzeitig in ärztliche Behandlung kommt, wie es wünschenswert wäre. Auch für ihn gilt die Tatsache, dass der Verlauf der Syphilis in dem Augenblick unterbrochen wird, in dem die ärztliche Behandlung beginnt. Ist das twa erst so spät der Fall, dass inzwischen chon Gewebe an inneren Organen syphiitisch erkrankte, so lässt sich dieser Schaen nicht immer vollkommen wiedergutmachen. Zerstörtes Gewebe kann auch urch die besten Arzneimittel nicht wieer ersetzt werden. Aber sie sorgen dafür, dass eine Abheilung eintritt und dass ein weiterer Schaden hinzukommt. und wenn sie lange genug zur Anwendung gegangen, lässt sich auch in einem solchen all noch eine wirkliche Ausheilung der yphilis erreichen. und noch eins: Wer einmal eine Syphilis durchgemacht hat, soll bei jeder späteren rkrankung dem Arzt davon Mitteilung machen. Es könnte ja einmal sein, dass die yphilis damals nicht ausreichend behandelt worden ist und nun Schuld an der etzigen Erkrankung trägt. Mit diesem inweis soll keineswegs eine krankhafte, nbegründete Angst vor der Syphilis ereugt werden, sondern nur zur Vorsicht emahnt sein. – Schließlich sei hier auch uf das verwiesen, was im Stichwort Gelechtskrankheiten gesagt ist. Die folgende Schilderung des Krankheitserlaufs der Syphilis setzt, was ausdrücklich hervorgehoben sei, voraus, dass keine ärztliche Behandlung erfolgt ist. – Zwei 15 vier Wochen nach der Ansteckung entehr an der Stelle, an der die Syphilisreger in die Haut oder in die Schleimut gelangten, ein schmerzloses Geschwür, as durch eine gewöhnliche Salbenbehandng nicht zu beeinflussen ist und etwa ei Wochen bestehenbleibt. Sein ziemlich harter Rand hat der Krankheit den Namen »harter Schanker« gegeben. Die zur Infektionsstelle gehörenden Lymphdrüsen zeigen bald nach Beginn des Geschwürs eine schmerzlose derbe Vergrößerung. (Wegen des Unterschieds gegenüber dem »weichen Schanker« s. Schanker, weicher.) Dieses Geschwür entsteht zwar meist an den Geschlechtsteilen, kann aber auch einmal an der Lippe, am Finger oder sonst am Körper auftreten. Dazu ist hier vorwegzunehmen, dass die Spirochäten im zweiten Stadium der Syphilis mit dem Blut auch in den M und und in die Hautausschläge, die dann auftreten, gelangen. Von hier aus können sie durch Berührung oder Küssen auf einen Gesunden übertragen werden, der dann auf diese Weise an der Lippe, an der Hand oder an einer anderen Körperstelle von einem ersten Geschwür befallen werden kann. Nach etwa drei Wochen heilt das »erste» Geschwür, der Primäraffekt des harten Schankers, langsam ab. Dafür dringen nun die Spirochäten auf dem Blutweg in das Körperinnere ein. Das Blut gewinnt zwar sogleich an Abwehrstoffen gegen die Spirochäten, aber diese natürlichen Abwehrstoffe sind zu schwach, um den Kampf gegen die Krankheitserreger jemals gewinnen zu können. Behilflich sind sie jedoch dem Arzt bei der Erkennung der Syphilis, denn der mit Hilfe der Wassermannschen Reaktion angestellte Nachweis solcher Abwehrstoffe im Blut zeigt, wenn die Reaktion positiv ist, an, dass Syphiliserreger im Körper vorhanden sind. Nebenbei sei hier bemerkt: Wird die Wassermannsche Reaktion im Laufe einer Syphilisbehandlung zum erstenmal negativ, so muss erfahrungsgemäß die Behandlung doch noch eine Zeitlang fortgesetzt werden, bis man völlig sicher sein kann, auch wirklich alle Syphiliserreger beseitigt zu haben. Einige Wochen später beginnt dann, bedingt durch die Überschwemmung des Körpers mit Spirochäten, das sogenannte zweite Stadium der Syphilis mit Kopfschmerzen und Mattigkeit, oft auch mit Drüsenschwellungen, Ohrensausen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Zugleich zeigt sich an der Haut und an den Schleimhäuten ein Ausschlag: an der Haut zuerst in Form kleiner rötlicher Flecken (Roseola), später als buntscheckiges Bild einer Mischung von Flecken und kleinen rötlichbraunen Erhabenheiten; an den Schleimhäuten des Mundes, der weiblichen Geschlechtsteile, der Afteröffnung entstehen linsenförmige »Papeln«, die bald zu flachen wunden Stellen werden. Sie enthalten sehr viele Spirochäten. Nach wenigen Wochen verschwindet dieser Ausschlag wieder, der Patient sieht aus, als wäre er gesund, aber er ist es nicht, denn nach einiger Zeit wiederholen sich die Erscheinungen an Haut und Schleimhäuten, wenn auch oft in weniger starker Ausbildung. So kann es während des zweiten Stadiums der Syphilis, dessen Dauer zwei bis fünf Jahre beträgt, zu vier oder fünf »Schüben« (neuerliches Auftreten der inzwischen verschwunden gewesenen Krankheitserscheinungen) kommen. Schließlich versiegen diese, weil die Spirochäten indessen in den einzelnen Organen sozusagen Dauerstellung bezogen haben. Damit ist die Erkrankung in ihr drittes Stadium getreten. Hier nun kommt es entweder zur Zerstörung des eigentlichen Organgewebes und gleichzeitig zur Wucherung des Binde gewebes, das in jedem Organ als Stützgewebe vorhanden ist, so dass starke Narbenzüge entstehen, wie z. B. bei der syphilitischen Schrumpfleber (siehe Leberverhärtung) und bei der Rückenmarks. schwindsucht; oder es kommt zu einer typischen Neubildung von Gewebe, die zur Entstehung von gummiharten Knoten, den so genannten Gummiknoten oder Gummata, B. in der Haut führt. Alle Organe können von der Syphilis heimgesucht werden, das Herz, die Blutgefäße, die Haut (bei der oft große Gewebezerstörungen die letzte Folge sind), die Knochen (wenn etwa der Nasenrücken betroffen wird, kann so eine syphilitische Sattelnase entstehen), die Gelenke und das Nervensystem (Rückenmarksschwindsucht und Gehirnerweichung sind gesondert besprochen). Die Syphilis kann auch angeboren sein. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Vererbung, sondern um eine Ansteckung des Kindes vor der Geburt infolge einet syphilitischen Erkrankung der Mutter. durch deren Blut die Spirochäten auf das Kind übertragen werden. Eine rechtzeitige Behandlung der syphiliskranken Mutter in den ersten Schwangerschaftsmonaten schützt die Frucht vor der Ansteckung, weil der übertritt der Spirochäten von der Mutter auf das Kind nach aller ärztlichen Erfahrung erst nach dem vierter Schwangerschaftsmonat erfolgt.
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