Gesundheitslexikon
gesundheitslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Herzklappenfehler

Es gibt angeborene und erworbene Herzklappenfehler. über die angeborenen s. Herzfehler, angeborene. Hier soll von den »erworbenen«, die im Allgemeinen als Restzustand nach einer Herzklappenentzündung zurückbleiben, die Rede sein. Wie unter Herzklappenentzündung gesagt, lassen sich die Entzündungserscheinungen an den Herzklappen heutzutage in den meisten Fällen zur Abheilung bringen. War aber die Entzündung an dem zarten Rand einer Herzklappe erheblich, so tritt der gleiche Vorgang ein, der auch sonst auf eine Entzündung, die mit einer gewissen Gewebszerstörung einherging, folgt: eine Narbenbildung. Etwa vergleichbar der Narbenbildung am Rand eines Augenlids nach einer dort abgelaufenen Entziindung entsteht durch die Narbenbildung an dem feinen Rand der Herzklappe eine Unebenheit. Das hat zur Folge, dass die so veränderte Herzklappe zusammen mit den anderen nicht mehr einen so vollständigen Abschluß herstellt wie früher. Es ist ein Herzfehler – genauer gesagt: ein Herzklappenfehler – entstanden. Jedesmal, wenn sich die Herzklappen
– die zwischen Vorhof und Kammer oder die am Ausgang einer Herzkammer zur großen Arterie – schließen, strömt etwas Blut durch den nunmehr undichten Verschluß rückwärts in den Vorhof bzw. in die Kammer hinein. Besteht der Herzklappenfehler beispielsweise an den Klappen zwischen der linken Herzkammer und der Aorta, so tritt durch diesen Rückstrom des Blutes durch die undichte Klappe langsam eine Vergrößerung der linken Herzkammer ein und damit jene Folgeerscheinungen, die unter Herzerweiterung näher beschrieben sind. – Bisher ist hier nur von dem undicht gewordenen Verschluß zwischen Herzvorhof und kammer bzw. zwischen Kammer und Aorta oder Lungenarterie infolge eines Herzklappenfehlers gesprochen worden. Ein solcher ungenügender Verschluß heißt Herzklappeninsuffizienz. Eine Herzklappenentzündung kann andererseits aber auch dazu führen, dass die betroffenen Klappen irgendwo miteinander verkleben bzw. später verwachsen, so dass die Öffnung, wenn die Klappen aufgehen müssen, nunmehr verengt ist (Herzklappenstenose). Das bedeutet für die Herzkammer oder den Vorhof, von wo aus das Blut durch diese Stenose hindurchgepumpt werden muss, zunächst eine erhebliche Mehrbelastung; reicht die Kraft dazu nicht aus, so bleibt immer etwas Blut in der Kammer bzw. in dem Vorhof zurück, wodurch ebenfalls schließlich eine Herzerweiterung eintreten kann. – Hier sei zum Thema Herzklappenfehler noch folgendes gesagt: Die Tatsache, dass ein Mensch einen Herzklappenfehler hat, besagt an sich noch nicht viel, und es kann sein, dass er sein Leben lang mit seinem Herzklappenfehler genauso gut lebt wie ein völlig Gesunder. Es kommt auf die Größe des Fehlers an und auf die Ansprüche, die man an die Leistungsfähigkeit des Herzens stellt. Ein »kleiner« Fehler an einer Herzklappe kann während des ganzen Lebens ohne störende Beschwerden bleiben, wenn der Betroffene besonders große körperliche Anstrengungen meidet. Ist der Fehler an einer Herzklappe »größer«, das heißt: ist der Defekt am Klappenrand größer, strömt also bei jedem Herzschlag eine nicht völlig unerhebliche Blutmenge in die Herzkammer zurück, so kommt es darauf an, wie die Muskelwand der Herzkammer mit dieser Mehrarbeit auf die Dauer fertig wird. Solange ihre Muskelkraft ausreicht, wird der Betroffene keine weiteren Beschwerden haben; lässt sie infolge der ständigen Mehrbeanspruchung nach, so wird es zu jenen Krankheitserscheinungen kommen, die unter Herzschwäche näher besprochen sind. – Hier sei noch erwähnt, dass ebenso wie bei verschiedenen angeborenen Herzfehlern auch bei einzelnen erworbenen Herzklappenfehlern eine Herzoperation zur Beseitigung des Fehlers (z. B. der Stenose einer Klappe) ausgeführt werden kann. Wieweit das im Einzelfall möglich ist, muss eine sehr genaue Untersuchung des Herzens klären. Die wichtigsten Herzklappenfehler sind: Mitralstenose – Verengung der Lichtung der Mitralklappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer; der häufigste Herzfehler beim weiblichen Geschlecht; zumeist die Folge eines rheumatischen Fiebers. Mitralinsuffizienz – Schlußunfähigkeit der Mitralklappe; entweder durch eine Herzklappenentzündung oder durch eine Herzerweiterung bedingt. Aortenstenose – Verengung der Lichtung der Aortenklappe zwischen der linken Herzkammer und dem Anfangsteil der Aorta (Hauptschlagader); seltener Herzfehler, der angeboren oder durch ein rheumatisches Fieber erworben sein kann. Aorteninsuffizienz – Schlußunfähigkeit der Aortenklappe; zumeist durch Herzklappenentzündung erworben. Trikuspidalstenose bzw. insuffizienz –Verengung bzw. Schlußunfähigkeit der Trikuspidalklappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer; angeboren oder durch Herzklappenentzündung erworben. Pulmonalstenose bzw. insuffizienz – Verengung bzw. Schlußunfähigkeit der Pulmonalklappe zwischen rechter Herzkammer und Pulmonalarterie (Lungenarterie); oft angeboren und mit anderen Fehlbildungen kombiniert.

 

 

Diese Seite als Bookmark speichern :

 

<< vorhergehender Begriff
nächster Begriff >>
Herzklappenentzündung
Herzklopfen

 

Weitere Begriffe : Isthmusstenose | Meldepflichtige Krankheiten | Tonsillitis