Gesundheitslexikon
gesundheitslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Atmung

Jeder hat sicherlich schon an sich selbst beobachtet, daß man bei regelmäßiger körperlicher Betätigung leistungsfähiger wird und nicht mehr so schnell außer Atem kommt. Wenn man etwa an zwei oder drei Abenden in der Woche mit zügigem Tempo eine bestimmte Strecke marschiert, die vielleicht noch dazu ein wenig hügelig ist, muß man nach einer gewissen Gewöhnungsphase nicht mehr so rasch atmen. Ähnlich ist es beispielsweise auch bei einem Urlaub im Gebirge. Anfangs sind die Touren anstrengend, und das Atmen fällt schwer. Nach einigen Tagen aber fallen die Bergtouren leichter, und man kommt nicht mehr so leicht aus der Puste.
Diese Erfahrung zeigt, daß auch im Atemsystem Anpassungsleistungen auftreten, wie wir sie im Prinzip bereits vom HerzKreislauf-System her kennen. Im Bereich der Atmung tritt eine Ökonomisierung ein, die vor allem auf eine stärkere Zunahme der Atemtiefe und Atemfrequenz zurückzuführen ist. Gezieltes Ausdauertraining
als Gesundheitstraining führt zu einer besseren Funktions- und Leistungsfähigkeit unseres Atemsystems und damit auch zu einem höheren Widerstand gegen Ermüdung. Die Ursache liegt darin, daß Ausdauersport einerseits die Brust- und Zwerchfellmuskulatur stärkt, damit die Dehnungsfähigkeit des Brustkorbs erhöht, und andererseits eine Vergrößerung des Atemvolumens in der Lunge selbst bewirkt. Beides bedeutet, daß die Lunge funktionstüchtiger wird, also mehr Luft verarbeiten und dem Körper mehr Sauerstoff zuführen kann.
Um die Leistungsfähigkeit des Atemsystems festzustellen, wurde früher gern die sogenannte Vitalkapazität als Maßstab herangezogen, das ist die mit einem Atemzug ausgestoßene Luftmenge, die bei untrainierten Erwachsenen 3,5-4,5 Liter beträgt und durch Ausdauersport bis auf 6 Liter gesteigert werden kann. Die Sportmedizin hat jedoch inzwischen herausgefunden, daß es zur Beurteilung der Funktionstüchtigkeit und Leistungsfähigkeit der Atmung einen viel besseren Maßstab gibt. Dazu wird das Atemminutenvolumen gemessen, d. h. die Luftmenge, die man während einer Minute umwälzt. Im Ruhezustand atmet ein erwachsener Mensch bei einem Atemzug etwa 0,5 Liter Luft ein und aus. Bei durchschnittlich 16 Atemzügen pro Minute werden somit etwa acht Liter Luft in den Lungen umgewälzt. Die eingeatmete Luftmenge und der darin enthaltene Sauerstoff erhöhen sich kaum, wenn wir uns nur wenig anstrengen und die Muskulatur keinen Sauerstoffmehrbedarf anfordert.
Das ist auch ein Grund dafür, daß z. B. beim gemütlichen Spazierengehen kein erhöhter Luftaustausch eintritt und keine gesundheitlichen Anpassungsreaktionen erfolgen. Übersteigt aber die körperliche Anstrengung das gewohnte Mittelmaß, etwa beim sportlichen Wandern in hügeligem Gelände, dann steigt auch die ein- und ausgeatmete Luftmenge stark an. Die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe nehmen zu. Gegenüber dem Ruhezustand erhöht sich nun bei Ausdauerarbeit die Zahl der Atemzüge auf 40 pro Minute und das Atemvolumen pro Atemzug auf 2,5 Liter, so daß insgesamt 100 Liter Luft durch die Lunge strömen. Die Luftmenge hat sich somit von 8 auf 100 Liter, also um das 12fache gesteigert! Dementsprechend wird der Körper mit 3,2-4 Liter Sauerstoff pro Minute versorgt. Es handelt sich dabei also um eine regelrechte »Sauerstoffdusche«.

 

 

Diese Seite als Bookmark speichern :

 

<< vorhergehender Begriff
nächster Begriff >>
Ätiologie
Atmung künstliche

 

Weitere Begriffe : Sykosis | Bauchfellentzündung (Peritonitis) | Grenzstrang