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Durst
Das Bedürfnis nach Flüssigkeitsaufnahme entsteht – von einer bestimmten Stelle im Zwischenhirn, die für die Regulierung des Wasserhaushalts verantwortlich ist, ausgelöst –, wenn Blut und Gewebeflüssigkeit in Gefahr sind, zu »konzentriert» zu werden. Diese Gefahr kann entweder durch einen Mangel an Wasser oder durch eine Zunahme des Salzbestandes im Organismus eintreten. Somit fordert ein stark gesalzenes Essen ebenso eine Aufnahme von Wasser wie der Wasserverlust des Körpers etwa durch starkes Schwitzen. – Es gibt eine untere Grenze der täglichen Flüssigkeitsaufnahme, die – am niedrigsten bei salzarmer Kost und geringer Schweißabgabe – nicht unterschritten werden darf, wenn nicht die Gefahr des Verdurstens entstehen soll. Schon bei einer Verminderung des »Gewebswassers« um 100/0 unter die notwendige Menge treten schwere Störungen auf; bei einer Verminderung um 200/o erlischt das Leben. – Unter normal en Verhältnissen beträgt der tägliche Flüssigkeitsbedarf etwa 11/2 Liter. Er wird zum Teil schon durch die Nahrungsmittel gedeckt. So enthalten z. B. Brot bis zu 400/0 Wasser, Fleisch und Kartoffeln bis zu 750/0 und Früchte bis zu 900/o. Der genannte Mindestbedarf wird größer, sobald der Körper viel Wasser abgibt: Arbeiter in den Tropen oder in heißen Kesselräumen geben täglich bis zu 10 Liter Schweiß ab; Kranke, die an einem »Diabetes insipidus« leiden (Erkrankung der Hirnanhangsdrüse, bei der ungewöhnlich große Harnmengen ausgeschieden werden), scheiden täglich 20 oder 30 Liter Harn aus; Patienten, die an einem starken Durchfall leiden, haben damit auch einen erheblichen Flüssigkeitsverlust, usw. Durch derartige ungewöhnlich große Verluste an Flüssigkeit steigt der erwähnte Mindestbedarf an täglicher Flüssigkeitsaufnahme um die entsprechende Menge. – Die obere Grenze der täglichen Flüssigkeitsaufnahme hängt zum großen Teil von der Gewohnheit ab, wenn es auch erfahrungsgemäß unmöglich ist, etwa unbegrenzte Mengen von Flüssigkeit aufzunehmen. – Hier noch eine Bemerkung: Die Menge des Schweißes, die abgegeben wird, richtet sich nach dem Bedürfnis des Körpers zur Wärmeregulierung und wird durch die im Körper vorhandene Flüssigkeitsmenge nicht wesentlich beeinFlusst. Die gelegentlich zu hörende Redewendung: Wenn du nicht so viel trinken würdest, würdest du auch nicht so viel schwitzen, ist also nicht ganz stichhaltig, weil hier Ursache und Wirkung verwechselt werden. Zunächst schwitzt der Mensch, und weil er dadurch Flüssigkeit abgibt, muss sie durch Trinken wieder ersetzt werden. – Im Zusammenhang mit dem Thema »Durst« sei hier noch auf den Abschnitt Wasserhaushalt verwiesen; über den so genannten »Durstversuch« ist unter Nieren Näheres gesagt. Durstfieber (Salzfieber) entsteht bei kalorienreicher, flüssigkeitsarmer Nahrung oder bei Austrocknungszuständen, vor allem bei Säuglingen häufiger. – Durstkuren mit völligem Flüssigkeitsentzug für 1 bis 2 Tage oder eingeschränkter Flüssigkeitszufuhr über längere Zeit werden bei verschiedenen Krankheiten, vor allem mit Zurückhaltung von Wasser im Organismus, empfohlen. – Zunächst unerklärlicher Durst ist oft der erste Hinweis auf eine Zuckerkrankheit (siehe dort).
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