Gesundheitslexikon
gesundheitslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Diabetes

Zuckerkrankheit; die wahrscheinlich am wenigsten unangenehme aller chronischen Erkrankungen. Sie verursacht keine Schmerzen, verkrüppelt nicht, ist nicht ansteckend und richtet auch sonst keine verheerenden Schäden an, wenn sie rechtzeitig erkannt und unter Kontrolle gehalten wird. Auf der Welt gibt es viele Millionen Diabetiker, doch nur etwa die Hälfte weiß von ihrer Erkrankung. Auch heute noch sterben Menschen an D. genauer gesagt, an seinen Komplikationen , doch er gilt nicht mehr als die unaufhaltsam zum Tode führende Krankheit, für die er jahrhundertelang angesehen wurde. Die Diabetesbehandlung hat seit 1922, als erstmals Insulin
für die Therapie zur Verfügung stand, erstaunlich rasche Fortschritte gemacht. Insulin muß gespritzt werden. Im Jahre 1957 gab es dann den zweiten großen Erfolg, als man das Medikament Tolbutamid in die Behandlung einführte, das oral eingenommen werden kann und bei bestimmten Fällen von Erwachsenen D. die Symptome wirksam unter Kontrolle hält.

D., auch Zuckerharnruhr genannt (wissenschaftl. Bezeichnung: Diabetes mellitus), ist eine Erkrankung, bei welcher der Körper die ihm zugeführte Nahrung nicht richtig verarbeiten kann. Sie gegehört darum zur Gruppe der Ernährungs oder Stoffwechselkrankheiten. Der Körper kann den ihm zugeführten Zucker, die Stärken und andere Kohlehydrate nicht ausreichend abbauen, »verbrennen« oder umwandeln, weil eine dazu erforderliche Substanz nicht in genügender Menge vorhanden ist, nämlich das Insulin, ein Hormon, das normalerweise in ausreichenden Mengen in den Inselzellen (Langerhanssche Inseln) der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird. Wenn der Kohlehydratstoffwechsel gestört ist, kommt es auch zu anderen Stoffwechselveränderungen. Unter diesen Umständen steigt der Blutzucker (Glukose) erheblich an. Die Nieren reagieren sehr empfindlich auf eine solche Steigerung des Zuckers im Blut. Wenn dieses Blut nun durch die Nieren strömt, wird der Zucker zum Teil sehr rasch herausgefiltert und, gelöst in entsprechend großer Flüssigkeitsmenge, mit dem Urin ausgeschieden (Harnzucker). Die Ausscheidung großer Mengen süßlichen Urins erklärt auch, weshalb ein unbehandelter Diabetiker fast immer durstig ist. Aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt folgende Beschreibung des D.: »Das Fleisch schmilzt dahin und wird mit dem Urin fortgeschwemmt.«

Symptome: Die häufigsten Erscheinungen sind ungewöhnlicher Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust bei großem Appetit und gesteigerter Nahrungszufuhr, Schwächegefühl und Schläfrigkeit, oft auch Hautjucken, Furunkel und schlechtheilende Wunden. Der Beginn der Krankheit ist meist langsam und schleichend, so daß sie manchmal erst erkannt wird, wenn der Patient in ein diabetisches Koma geraten ist. Die Diagnose wird durch Bestimmung des Blut und Harnzuckers gestellt. Nüchtern hat der Diabetiker oft mehr als doppelt so viel Zucker im Blut wie der Gesunde.

Hauptsächlich von D. betroffen sind übergewichtige Menschen im mittleren Lebensalter, deren Eltern ebenfalls D. hatten. Erbanlage und Fettsucht scheinen wichtige Faktoren zu sein. Frauen sind öfter betroffen als Männer. Man hat festgestellt, daß zwei Drittel aller Fälle nach dem 45. Lebensjahr auftreten. Auch Kinder können an D. erkranken; vor der Entdeckung des Insulins verlief der jugendliche D. fast immer tödlich. Heute kann ein Diabetiker v. a. ein Altersdiabetiker bei ärztl. Behandlung (und eigener Mitarbeit, z. B. durch Diät und vorsichtige Lebensweise) genauso alt werden wie ein Gesunder.

Heilung: D. ist unheilbar, aber man kann ihn fast gänzlich unter Kontrolle halten, da der medizinischen Wissenschaft heute zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Der Diabetiker muß deshalb unbedingt in ärztlicher Behandlung bleiben. Selbstbehandlung oder Betreuung durch einen Laienmediziner oder Kurpfuscher sind schärfstens abzulehnen. Wichtigster Teil der Behandlung ist eine sorgfältig ausgewogene Diät, ferner körperliche Bewegung, gute Körperpflege und, falls nötig, Insulin oder andere Medikamente (Antidiabetika). In der Diät wird die Kohlehydratzufuhr gewöhnlich eingeschränkt, aber nicht verboten. Die Nahrungsaufnahme muß gegebenenfalls durch Insulin Injektionen ausgeglichen, d. h. der Diabetiker muß »eingestellt« werden; er erhält eine genau bemessene und auf seine Lebensweise zugeschnittene Diät und wird, zunächst durch Insulingaben, auf seine Blut und Harn zuckerwerte hin kontrolliert. Dann wird durch langfristige und regelmäßige Kontrolle genau diejenige Insulinmenge ermittelt, die, wenn sie zu bestimmten Tageszeiten und in festgelegten Abständen gespritzt wird, ausreicht, um den Zucker und Stoffwechselhaushalt auszugleichen.

Insulin wird aus der Bauchspeicheldrüse von Schlachttieren gewonnen. Die Technik der Insulingewinnung entdeckten 1921 die Kanadier Banting und Best. Bis dahin waren die meisten Diabetiker zu einer Art »Hungerdiät« verurteilt gewesen. Inzwischen wurden die Insulin Präparate wesentlich verbessert. Mit der Injektion eines langwirkenden Insulins z. B. kann der Diabetiker u. U. einen Tag lang auskommen; heute gibt es elektrisch betriebene Infusionssysteme, die für längere Zeit unabhängig machen.

Der Diabetiker muß sich genau an seine Diätvorschriften halten. Er muß wissen, wann er auf Nahrungsmittel, die in Art und Menge nicht zu seinem Diätplan passen, zu verzichten hat. Komplikationen: Falls sich der Diabetiker vorsichtig verhält, treten nur sehr selten Komplikationen auf. Vor der Insulin Ara waren die diabetische Stoffwechselvergiftung und das Koma häufige Ereignisse und Todesursachen. Heute kommt es vor, daß ein Diabetiker zu viel Insulin erhält und einen Insulin Schock erleidet, der sich durch Zuckereinnahme oder einspritzung rasch beseitigen läßt. Diabetiker sind außerdem sehr anfällig gegenüber Infektionen. Eventuelle Ansteckungen müssen deshalb prompt behandelt werden. Besonders sind Schädigungen der Füße zu meiden, z. B. beim Nägelschneiden, durch schlecht sitzendes Schuhwerk, Pilzinfektionen usw. Sauberkeit ist oberstes Gebot, denn Patienten mit schwerem und schlecht eingestelltem D. neigen zu Durchblutungsstörungen und Blutgefäßerkrankungen. Dabei reagieren die Gefäße der Netzhaut des Auges und die Arterien der Beine besonders empfindlich. (Herabsetzung des Sehvermögens und Durchblutungsstörungen der Beine sind gefürchtete Komplikationen.) Die Ursache des D. insipidus, der Wasserharnruhr, auch »Durstkrankheit« genannt, ist eine Störung im Hinterlappen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) (s. teendokrine Drüsen). Unbehandelt leidet der Patient an stärkstem Wasserverlust durch vermehrte Urinausscheidung (bis zu 20 Liter täglich!). Diese führt zu dauerndem Durst und zwingt ihn, ständig zu trinken.

 

 

Diese Seite als Bookmark speichern :

 

<< vorhergehender Begriff
nächster Begriff >>
Dextrose
Diagnose

 

Weitere Begriffe : Bläschenausschlag | Tube | Gingivitis