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Enzymopathologie

Die Enzyme, auch Fermente genannt, sind organische Katalysatoren, die der Organismus selbst erzeugt. Sie beschleunigen oder ermöglichen chemische Umsetzungen zwischen verschiedenen Stoffen im lebenden Organismus, ohne dabei selbst verändert zu werden. Alle Lebensvorgänge beruhen letzten Endes auf chemischen Prozessen in den einzelnen Zellen. Man kann daher ohne Übertreibung behaupten: Leben ist das geregelte Zusammenwirken aller Vorgänge, die von den Enzymen geleistet werden. Krankheit ist dann sinngemäß die Störung des harmonischen Zusammenwirkens der Fermente
. Die Zahl der Enzyme ist noch unübersehbar. Jede Zelle hat eine ihren Aufgaben gemäße Enzymausstattung. Die Enzyme sind wie alle anderen Eiweißkörper aus einzelnen Aminosäuren aufgebaut. Die Wirksamkeit eines jeden Enzyms erstreckt sich nur auf einen ganz bestimmten Stoff. Für klinische Zwecke werden die Enzyme in drei Gruppen eingeteilt: 1. Enzyme, die aus Drüsen in den Verdauungskanal abgeschieden werden und die Nahrungsstoffe aufschließen. 2. Enzyme, die direkt in die Blutbahn abgegeben werden und hier vorwiegend an der Blutgerinnung beteiligt sind. 3. Enzyme, die den Stoffumsatz in den Zellen bewirken. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, eine Reihe angeborener Stoffwechselstörungen als Enzymdefekte (Enzymopathien) zu entlarven. So ist z. B. die Unverträglichkeit von Muttermilch (Galaktosämie; Häufigkeit 1 auf 70 000 Geburten) auf einen Enzymdefekt zurückzuführen und nicht eine Allergie. Von den angeborenen Störungen des Eiweißstoffwechsels ist die Phenylketonurie am bekanntesten (Häufigkeit 1 10 000); eine schwerwiegende Folge dieser Krankheit ist die Entwicklung eines hochgradigen Schwachsinns bei den betroffenen Kindern. Bei frühzeitiger Behandlung mit einer bestimmten Kostform kann der Schwachsinn verhütet werden. –Im mühevollen Kampf gegen die Enzymopathien bieten Frühdiagnose und Diätbehandlung vorerst die einzigen Heilungschancen. Neben der Enzymopathologie (Lehre von den Enzymmangelkrankheiten) steht die Enzymdiagnostik, die auch bei Erkrankungen, die nicht auf einem Enzymdefekt beruhen, Vorzügliches leistet. Die Diagnostik mit Hilfe enzymatischer Methoden wird vor allem beim Herzinfarkt, bei Leberkrankheiten und bei Krebs ausgebaut. – Die Enzymtherapie ist als Ersatzbehandlung von Verdauungsstörungen bei Fehlern der Magen, Gallen- und Pankreassekretion schon lange üblich. Neuer ist die örtliche Behandlung von schlechtheilenden Wunden und Fisteln mit eiweißspaltenden Fermenten. Mit dem Ferment Hyaluronidase lässt sich die Durchlässigkeit des Bindegewebes steigern (z. B. bei zähen Gelenkergüssen sowie zur Beschleunigung der Aufsaugung von Infusionen und Injektionen). Den jüngsten Zweig der Enzymtherapie bilden die Bemühungen, einzelne Enzyme gezielt und steuerbar zu hemmen (durch Enzymblocker oder Enzymhemmer).

 

 

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