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Epilepsie
Der epileptische Anfall ist der Ausdruck einer elektrischen Entladung des Gehirns. Durch Elektroschock lässt sich bei jedem Menschen ein epileptischer Anfall auslösen. Ein einziger Anfall macht aber noch keine Epilepsie. Man darf erst von einer Epilepsie sprechen, wenn sich epileptische Anfälle ohne erkennbare Anlässe oder unter besonderen Belastungen (Alkoholrausch, Hitzestauung, Übermüdung) in mehr oder minder großen Abständen wiederholen. Zwischen den Anfällen, die meist nur kurze Zeit dauern, erscheinen die meisten Kranken unauffällig. Viele Anfälle spielen sich nachts im Schlaf, morgens kurz nach dem Aufstehen oder abends ab. Die Epilepsie ist keineswegs sehr selten: auf 1000 Menschen kommen etwa 45 Anfallskranke. Die Epilepsie beginnt wohl zumeist in der Kindheit und Jugend, kann aber auch erst viel später zum ersten Mal auftreten. Bei einem großen Teil der Patienten ist die Ursache ihrer Erkrankung ungeklärt. Eine Epilepsie kann durch Geburtsschädigungen oder Entwicklungsstörungen des Gehirn s sowie durch Narben nach Gehirnverletzungen und durch Hirnkrankheiten entstehen. Die Epilepsie ist auch keine Erbkrankheit schlechthin; nur bei etwa 7.10 aller Anfallskranken ist eine besondere Neigung zu epileptischen Anfällen in der Familie gegeben. Die Epilepsie hat auch nichts mit Geisteskrankheiten oder Geistesschwäche zu tun. Eine Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit kann bei Anfallskranken dann eintreten, wenn sie viele Jahre lang eine große Anzahl epileptischer Anfälle hatten. Durch jeden Anfall werden Hirnzellen geschädigt, so dass viele Anfälle ausgedehnte Hirnzellschäden setzen. Die Anfallskranken sind nicht von Haus aus schwierige Menschen – sie können allerdings von der unverständigen Umgebung dazu gemacht werden. Es gibt verschiedene Arten von epileptischen Anfällen. Beim großen Krampfanfall stürzt der Kranke plötzlich bewusstlos zu Boden, wird steif und zuckt mit den Armen und Beinen; die geöffneten Augen blicken starr; die Lippen sind bläulich verfärbt, aus dem M und kommt Speichel. Es kann dabei zu ZungenBiss und Urinabgabe kommen. Nach dem Anfall schläft der Kranke ruhig. Manche Kranke empfinden vor dem Anfall merkwürdige Vorboten. Daneben gibt es verschiedene Typen kleiner Anfälle (PetitMal): Blitzartiges kurzes Ein- und Vorwärtsbeugen von Kopf, Rumpf und Nacken im frühkindlichen Alter; anfallsweise kurze Abwesenheit (Absence); Zuckungen in Schultern und Armen; Dämmerattacken mit unverständlichem Verhalten (Schnüffelbewegungen usw.). Die endgültige Diagnose kann lediglich durch das Elektroenzephalogramm gestellt werden. Es versteht sich von selbst, dass sofort nach dem ersten Anfall ein Arzt aufgesucht wird. Verhalten beim epileptischen Anfall: Ruhe bewahren und den Kranken unbesorgt liegen lassen. Nur bei Anfall an gefährde- ten Orten soll man den Kranken an einen sicheren Platz bringen. Die Zuckungen sollen nicht durch Festhalten unterdrückt werden. Ebenso ist es verkehrt, harte Ge- genstände zwischen die Zähne zu schieben. Man kann dadurch erheblichen Schaden anrichten; der ZungenBiss ist harmlos und verheilt rasch. Man kann dem Kranken eine weiche Unterlage unter den Kopf schieben. Nach dem Anfall darf der Kranke nicht allein gelassen werden, bis er wieder bei völligem Bewusstsein ist. Mei- stens erübrigt es sich, einen Arzt zu rufen, da der Anfall schneller vorüber ist, als der Arzt zur Stelle sein kann. Nur wenn ein Anfall länger als eine halbe Stunde dauert, ist ein Arzt zuzuziehen. Bei kleinen Anfällen ist aufzupassen, dass die verwirrten Kranken nicht davonlaufen. Die Epilepsie kann heute mit Tabletten (Antikonvulsiva) erfolgreich behandelt werden. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Resultate. Wichtig ist die regelmäßige Einnahme der Tabletten in der vom Arzt angegebenen Menge. Auch nach eingetretener Anfallsfreiheit muss die Behandlung fortgesetzt werden. Die Behandlung erstreckt sich meist über einige Jahre. In vielen Fällen ist auch eine völlige Enthaltsamkeit von Alkohol dringend erforderlich. Wichtig ist auch ausreichender und regelmäßiger Schlaf. Der Anfallskranke darf durchaus heiraten, doch muss der Ehepartner über die Natur des Leidens aufgeklärt werden. Die Gefahr, dass eines der Kinder eine Epilepsie bekommen wird, ist etwa sechsmal größer als bei Kindern gesunder Eltern. Der Epileptiker darf Sport treiben, aber Überanstrengungen und besondere Gefährdungen sind zu vermeiden. Hingegen ist dem Anfallskranken grundsätzlich das Führen von Kraftfahrzeugen untersagt. Bei der Berufswahl sind Berufe mit Schwindel- und Absturzgefahr, das Führen von Kraftfahrzeugen und Arbeiten in Nachtschichten auszuklammern. Bei älteren Kranken kann ein Arbeitsplatz- oder Berufswechsel erforderlich werden. – Operationen sind nur bei Anfällen als Symptomen von Gehirntumoren sowie manchmal bei Anfällen nach Gehirnverletzungen angezeigt.
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