Gesundheitslexikon
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Alkohol

Er ist das älteste »Genussgift«. (Tabak, Kaffee und Tee wurden erst wesentlich später entdeckt.) – Alkohol entsteht aus der Vergärung von Zucker, so im Wein durch alkoholische Gärung des im Traubensaft enthaltenen Traubenzuckers, im Bier durch alkoholische Gärung des im keimenden Gerstenkorn entstehenden Zuckers, im Branntwein aus alkoholischer Vergärung jenes Zuckers, der sich aus der in der Kartoffel oder im Getreidekorn enthaltenen Stärke gewinnen lässt. Alkoholische Getränke
: Einzelheiten unter Bier und Wein. Alkoholspiegel im Blut: Dieses Thema ist unter Verkehrsmedizin besprochen. Alkoholwirkung: Alkohol erzeugt, in mäßigen Dosen genossen, das Gefühl wohliger Wärme (durch eine erweiternde Wirkung auf die Blutgefäße der Haut), beschleunigt den Herzschlag, beseitigt psychische Hemmungen, steigert das Persönlichkeitsgefühl, führt zu einer ungehemmteren Zuwendung zu anderen, bewirkt aber auch ein gewisses Nachlassen der Selbstkritik und führt dadurch zur Redseligkeit, zum Ausplaudern von Tatsachen, die man eigentlich bei sich behalten wollte, und zur Überschätzung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten – so zu einer Überschätzung von Kraft und Schönheit der eigenen Stimme, der körperlichen Leistungsfähigkeit usw. Diese »Steigerung des Persönlichkeitsgefühls« kann leicht in eine zu sehr enthemmte Übersteigerung ausarten. Wenn dabei sowohl die positiven als auch die negativen Eigenschaften des Charakters, die sonst oft hinter der Maske des durch Selbstkritik gezügelten Verhaltens verborgen sind, für die Umgebung deutlicher sichtbar werden, so stimmt dieser Vorgang mit der alten Erfahrung überein, dass sich im Rausch der wahre Charakter zeige. Für Kinder ist Alkohol in jeder Form –auch als sogenannter Stärkungswein–Gift. Für den Erwachsenen ist er während der Zeit der Arbeit ebenfalls ein Gift: Es scheint unter der Wirkung des Alkohols höchstens so, als sei die körperliche Leistungsfähigkeit gesteigert; bei Licht besehen ist sie herabgesetzt. Die Exaktheit der Feinarbeit wird »verwaschen«, und die grobe Kraft der Muskeln wird schneller erschöpft. Für den Feiertag, für eine festliche Stunde kann Alkohol–mäßig genossen–ein Genussmittel sein. Das gilt jedoch nicht ohne Ausnahme. Es gibt einzelne Menschen (vor allem solche, die einmal eine Gehirnverletzung hatten), die gegen Alkohol überempfindlich sind, bei denen Alkohol schon nach dem Genuss eines Glases Bier ein schwerer Rauschzustand auftreten kann. Wer von sich weiß, dass er an einer solchen Überempfindlichkeit gegen Alkohol leidet, darf selbstverständlich niemals ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen. Er wäre für den Schaden, den er dann in dem eintretenden Rauschzustand vielleicht anrichtet, voll verantwortlich, auch wenn er nachweisen kann, »nur ein Glas Bier« getrunken zu haben. Geht der AlkoholGenuss über die Grenzen der guten Verträglichkeit hinaus, so führt er zum mehr oder weniger schweren »Rausch«, dem dann am nächsten Morgen der mit Recht so unbeliebte Kater folgt. Alle Symptome des akuten Rausches erklären sich aus der Steigerung der Alkoholwirkungen, die zuvor in diesem Kapitel genannt wurden. Die erweiternde Wirkung des Alkohols auf die Blutgefäße führt nun, äußerlich sichtbar, zu einem stark geröteten Gesicht. Aber auch die übrigen Hautgefäße sind entsprechend erweitert, genauer gesagt: etwas gelähmt, und können sich deshalb z. B. nicht so prompt wie sonst verengen, wenn es etwa bei starker Kälte auf dem Heimweg notwendig wäre. Das erklärt, weshalb ein Berauschter, der unterwegs stürzt und liegenbleibt, viel eher in der Gefahr des Erfrierens ist als ein Nüchterner in der gleichen Situation. – Die Beseitigung von Hemmungen und die Ausschaltung der Selbstkritik führen zunächst zum Bewegungsdrang, zu ungewohnter Lautstärke der Stimme, zur plumpen Anbiederung, zur Überschätzung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten und damit z. B. bei den bekannten konfusen Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Berauschten auch leicht einmal zu Tätlichkeiten. – Der Verlust der Selbstkritik kommt durch eine Giftwirkung des Alkohols auf das Großhirn zustande, das als empfindlichster Teil des Nervensystems zuerst reagiert. Nächstdem wird bei stärkerer Alkoholwirkung auch das Kleinhirn mitbetroffen, in dem die Zentren für das Gleichgewicht und die Muskelspannung liegen. Der Betroffene beginnt also zu torkeln, und seine durch die üblichen Muskelspannungen bestimmte Haltung wird immer schlaffer. Bei noch stärkerer Vergiftung wird auch die Arbeit des Rückenmarks gestört, wodurch es zum Erlöschen der körperlichen Empfindungen (z. B. Schmerzempfindung) und der sonst reflexartigen Bewegungen und damit insgesamt zum Verlust der Herrschaft über sich selbst und seinen Körper kommt. Ein solcher Zustand verdient allerdings schon längst nicht mehr die milde Bezeichnung »Rausch«, sondern ist bereits eine richtige Alkoholvergiftung. Ober diese ist unter Vergiftungen Näheres gesagt. Zu der alten Regel, ein Betrunkener müsse seinen Rausch ausschlafen, eine wichtige Anmerkung: Ein Mann, der auf der Straße liegt, dessen Atem nach Alkohol riecht und der vielleicht auch noch erbrochen hat, ist nicht immer ein stark Betrunkener, den man am besten zur Ausnüchterung irgendwo hinlegt und ihn dann sich selbst überlässt. Manch einer hat schon nach einem Glas Bier eine »Fahne«; Benommenheit und Erbrechen können auch die Folgen einer Gehirnerschütterung oder gar eines Schädelbruchs sein – etwa durch Aufschlagen des Kopfes auf das Pflaster bei einem Sturz ohne Rausch. Folgerung: Man darf den so Aufgefundenen nicht unbeaufsichtigt sich selbst überlassen. Er könnte dadurch in Lebensgefahr geraten, z. B. durch Ersticken an seinem Erbrochenen.

 

 

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