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Nervensystem vegetatives
(unwillkürliches oder autonomes Nervensystem, Lebensnervensystem). Es reguliert die lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel, Verdauung und Fortpflanzung. Seine Zentren liegen im Zwischenhirn, Mittelhirn, verlängerten Mark und Rückenmark. Aufgr und seiner funktionellen Leistungen wird es in zwei Abschnitte unterteilt: Sympathikus und Parasympathikus (Vagus). Jedes innere Organ wird sowohl von Fasern des Sympathikus als auch von Fasern des Parasympathikus erreicht. Da diese beiden eine gegensätzliche Wirkung ausüben, arbeitet also jedes innere Organ unter diesem doppelten nervösen EinFluss normalerweise in einem Zustand mittlerer Spannung. Als Beispiel dafür hier die Arbeit des Herzens: Unter dem EinFluss von Fasern des Sympathikus würde es so schnell wie möglich schlagen, unter dem EinFluss von Fasern des Vagus so langsam wie möglich. Da beide Einflüsse normalerweise in etwa gleicher Stärke auf das Herz wirken, arbeitet es weder sehr schnell noch sehr langsam, sondern in mittlerem (normalem) Tempo. Das geschieht, solange sich die beiden Anteile des vegetativen Nervensystems, der Sympathikus und der Parasympathikus, die Waage halten. Steigert man z. B. das Übergewicht des Sympathikus dadurch, dass man einem Menschen ein Arzneimittel verabreicht, das erregend auf den Sympathikus wirkt, so ist die Folge davon ein schnellerer Herzschlag. Wenn nun aber zuvor erklärt wurde, dass Sympathikus und Parasympathikus zu allen inneren Organen in Beziehung stehen, so wird diese Verabreichung eines Mittels, das den Sympathikus erregt, nicht nur das Herz, sondern auch andere innere Organe beeinflussen. Das Herz schlägt, wie gesagt, schneller. Der Magen aber arbeitet nun zugleich langsamer, denn bei ihm ist der EinFluss des vegetativen Nervensystems umgekehrt wie am Herzen. Hier am Magen wirkt der Sympathikus verlangsamend und hemmend (verlangsamend auf Bewegung, hemmend auf Säurebildung) und der Parasympathikus beschleunigend und anregend. Das hört sich im ersten Augenblick komplizierter an, als es bei näherem Hinsehen ist. Der tiefere Sinn dieser verschiedenartigen Wirkung von Sympathikus und Parasympathikus auf die einzelnen inneren Organe wird verständlich, wenn man sich noch einmal klar macht, was eigentlich die Aufgabe des vegetativen Nervensystems ist. Es soll die Tätigkeit der inneren Organe so steuern, dass der innere Bestand des Organismus unter den verschiedenartigsten äußeren Belastungen erhalten bleibt. Ist es unter einer bestimmten Belastung notwendig, dass z. B. das Herz schneller arbeitet, so ist es sinnvoll und zweckmäßig, wenn unter diesen Umständen Magen und Darm ruhiger arbeiten usw. Das lebensnotwendige Gleichgewicht in der Arbeit aller inneren Organe kann nur dann gewahrt bleiben, wenn in einem Augenblick, in dem einzelne dieser Organe stärker funktionieren müssen, dafür andere ihre Funktion herabmindern können. Dieses Gleichgewicht in der Arbeit aller inneren Organe unter den verschiedensten Anforderungen zu gewährleisten, ist die Aufgabe des vegetativen Nervensystems. Damit es diese Aufgabe erfüllen kann, muss es selbst im Gleichgewicht sein, müssen also seine beiden Anteile, der Sympathikus und der Parasympathikus, in Harmonie miteinander stehen. Dieses harmonische Gleichgewicht zwischen den beiden Anteilen des vegetativen Nervensystems kann durch verschiedenartige Einflüsse gestört werden, so beispielsweise durch eine Fehlfunktion der Drüsen mit innerer Sekretion, deren Hormone auf das vegetative Nervensystem wirken, oder durch seelische Erregungen, denn das gesamte vegetative Nervensystem ist nicht völlig unabhängig, sondern in seinem Spannungszustand auch von je nen Teilen des Gehirns abhängig, in denen sich unser Fühlen und Denken abspielt. Dazu als kleines bekanntes Beispiel: Freudige Erwartung erregt den Sympathikus: Das Herz schlägt schneller und der Magen arbeitet so ruhig, dass man keinen Hunger verspürt; ängstliches Erschrecken lässt »das Herz stillstehen« und wirkt zugleich auf den Darm erregend. Der Sympathikus, dessen Nervenknoten von der Schädelbasis bis zum Steißbein beiderseits der Wirbelsäule liegen, ist auf Energieentfaltung, Arbeit und Kampf eingestellt. Er herrscht in der Jugend und tagsüber vor. Der Parasympathikus, dessen Nervenfasern teils aus dem Mittelhirn und aus dem verlängerten Mark, teils vom Rückenmark kommen, sorgt für Energieeinsparung, Erholung, Ruhe und Aufbau. Er herrscht im höheren Alter und in der Nacht vor. S. auch Dystonie, vegetative.
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