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Geburtenregelung

Es gibt Ehepaare, die gern ein Kind haben wollen und keins bekommen. Sie interessiert die Frage, welche Tatsachen zu berücksichtigen sind, um die Aussichten auf das Zustandekommen einer Befruchtung so groß wie möglich zu machen. und es gibt Ehepaare, die möglichst kein Kind mehr bekommen möchten, und diese interessiert die Frage, welche Tatsachen zu berücksichtigen sind, um das Zustandekommen einer Befruchtung möglichst wenig wahrscheinlich zu machen. Beide Themen werden unter der Bezeichnung »Geburtenregelung« zusammengefasst. Das erste Thema ist unter Kinderlosigkeit näher besprochen. Hier soll vornehmlich von dem zweiten Thema, also von der Schwangerschaftsverhütung
, die Rede sein. Dabei wird – das sei vorweg betont – die Frage nicht berührt, ob etwa eine Empfängnisverhütung aus irgendwelchen sittlichen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen zu befürworten oder abzulehnen sei. Die Antwort auf diese Frage muss jeder mit eigenem Verantwortungsgefühl lebende Mensch allein geben. Es sei jedoch in diesem Zusammenhang erwähnt, dass eine Geburtenregelung durch periodische Enthaltsamkeit nach der Regel von Knaus und Ogino auch von der katholischen Kirche als erlaubt anerkannt ist. Diese Methode der Geburtenregelung ist nach dem österreichischen Frauenarzt Professor Knaus und dem japanischen Forscher Ogino benannt, die – beide etwa zu gleicher Zeit – entdeckten, dass die Frau offenbar nur im Zeitraum weniger Tage innerhalb der vier Wochen zwischen zwei Monatsblutungen befruchtungsfähig ist. Dazu muss hier als bekannt vorausgesetzt werden, was unter Menstruation über die zyklischen Vorgänge im Organismus der Frau und damit auch über die offensichtlichen Schwankungen der Befruchtungs- fähigkeit gesagt ist. Zugleich muss betont werden, dass sich ein Ehepaar nur dann nach der Regel von KnausOgino mit Aus- sicht auf Erfolg richten kann, wenn sich die Frau angewöhnt hat, regelmäßig einen Menstruationskalender zu führen, wie er im Stichwort Menstruation mit entspre- chender Begründung empfohlen ist. – All- gemein zu diesem Thema dies: Die For- schungen von Professor Knaus haben ergeben, dass eine Empfängnis der Frau nur kurz vor, während und unmittelbar nach dem so genannten Follikelsprung (Freisetzung der reif gewordenen weib- lichen Eizelle, etwa in der Mitte zwischen zwei Monatsblutungen) erfolgen kann, und dass sich die Zeit, innerhalb der eine Frau empfangen kann, errechnen lässt. Ein Ehepaar, das sich bisher ergebnislos Kin- der wünschte, muss also demnach diese, nach der Regel von Knaus errechnete Zeit- spanne zum Zusammensein bevorzugen; ein Ehepaar, das eine Verhütung der Schwangerschaft wünscht, muss gerade diese Zeitspanne zum Zusammensein ver- meiden. Im normalen Ablauf schwankt die Länge des monatlichen Zyklus im Laufe des Jahres um vier bis fünf Tage. Eine Frau muss demnach zunächst minde- stens ein Jahr lang sorgfältig einen Men- struationskalender führen, um über diese »Schwankungsbreite« ihres Zyklus unter- richtet zu sein. Ist auf diese Weise die längste und kürzeste Zyklusdauer einer Frau (z. B. 31 bis 27 Tage) festgestellt, so errechnen sich die fruchtbaren Tage nach folgender von Knaus aufgestellter Formel: Kürzeste Dauer minus 15 minus 2 und: Längste Dauer minus 15 plus 2. Also z. B.: Kürzeste Dauer 27 Tage, längste Dauer 31 Tage. Dann ergibt die Formel: 27 minus 15 minus 2 = 10 und: 31 minus 15 plus 2 = 18. Diese Frau würde also nur vom 10. bis zum 18. Tage (nach dem ersten Tag des letzten Unwohlseins) empfängnisfähig sein, an den anderen Tagen vor und nach dieser Zeitspanne würde eine Empfängnis zumindest sehr unwahrscheinlich sein. Es soll hier noch erwähnt werden, dass es Frauenärzte gibt, die die Meinung vertreten, diese Regel von Knaus habe nicht für alle Frauen mit vollkommener Sicherheit Gültigkeit; es gibt aber mindestens ebenso viele Frauenärzte, die die Regel für praktisch gültig ansprechen und demnach den Frauen empfehlen, auch im Hinblick auf diese Möglichkeit der Geburtenregelung einen genauen Menstruationskalender sorgfältig zu führen und nach den während eines Jahres regelmäßig eingetragenen Terminen die längste und die kürzeste Dauer der Zeitspanne zwischen zwei Monatsblutungen (zwischen dem ersten Tag einer Regelblutung und dem ersten Tag der folgenden Regelblutung) festzustellen. Die oben genannte Formel erlaube es dann, bei dieser Frau die Tage zu bestimmen, an denen sie am wahrscheinlichsten empfängnisfähig ist, bzw. jene anderen Tage, an denen eine Empfängnis sehr unwahrscheinlich ist und die deshalb von einem Ehepaar, das keine Kinder mehr wünscht, zum Zusammensein zu bevorzugen wären. – Aus der Beachtung der Regel von Knaus und Ogino ergibt sich demnach eine natürliche Möglichkeit der Schwangerschaftsverhütung durch periodische Enthaltsamkeit, die sich also auf die errechneten etwa 10 Tage um die Mitte zwischen zwei Regelblutungen beschränkt. Von den weiteren Methoden der Empfängnisverhütung seien erwähnt: Operative Sterilisation (Unterbindung des Samenstranges beim Mann bzw. der Eileiter bei der Frau); Einlegen eines Pessars in die Gebärmutter (Intrauterinpessar), wodurch die Einnistung des Eies verhindert wird; Geschlechtsverkehr mit Kondom (»Gummi«); unterbrochener Geschlechtsverkehr; Einführen empfängnisverhütender Medikamente (in Form von Creme oder Schaum) in die Scheide der Frau. Die sicherste Methode der Konzeptionsverhütung – abgesehen von der Sterilisation – ist die hormonale Kontrazeption durch die regelmäßige Einnahme von so genannten Ovulationshemmern (Antibabypille). Die Wirkung der »Pille«, die verschiedene Geschlechtshormone enthält, beruht darauf, dass durch EinFluss auf das Wechselspiel von Hypophysenvorderlappen und Eierstock die normale Ovulation (Eisprung) unterdrückt wird. Die Tabletten werden jeweils drei Wochen lang eingenommen. Nach Absetzen der Pille kommt es zu einer künstlichen Monatsblutung, einer so genannten Entzugsblutung. Besonders in den ersten Monaten des Einnehmens kommt es bei einigen Frauen zu unerwünschten Nebenwirkungen (Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, Nachlassen des Geschlechtstriebes). Umstritten ist die erhöhte Thrombose- und Emboliegefahr bei Einnahme der Antibabypille. Eine krebserzeugende Wirkung ist bisher nicht nachzuweisen gewesen. Bei schweren Leberleiden sollen jedenfalls keine Ovulationshemmer eingenommen werden. Nach jeweils 9 Monaten soll ein behandlungsfreies Intervall von 1 bis 3 Monaten eingelegt werden. Während der Einnahme sind halbjährliche Kontrolluntersuchungen ratsam. – In Entwicklung befindet sich die »MonatsPille« (Einnahme einer Pille am 25. Zyklustag) sowie die hormonale Kontrolle der männlichen Fruchtbarkeit. Mit einer so genannten »MiniPille« soll ohne Ovulationshemmung versucht werden, die normalerweise vor dem Eisprung erfolgende Verflüssigung des Schleimpfropfens im Gebärmutterhals zu bremsen. Dadurch würden die männlichen Keimzellen nicht in die Gebärmutter der Frau einwandern können, so dass die Empfängnis unterbliebe, trotz normalem Zyklusablauf. – Die Geburtenkontrolle ist heute ein Weltproblem, dem sich weder der Einzelne noch die Allgemeinheit verschließen kann.

 

 

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