Gesundheitslexikon
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Nachgeburt

Vor der Geburt – s. dazu Schwangerschaft und Geburt – lebt das Kind in der Gebärmutter in dem mit Flüssigkeit gefüllten Ballon der Eihäute. Vom Nabel des Kindes aus zieht der Nabelstrang zu einer Stelle an der Innenwand dieses Eihautballons. An der gleichen Stelle haben sich auf dessen Außenwand in einem scheibenförmigen Bezirk dichte Zotten entwickelt, die sich in die Wand der Gebärmutter einsenken, um von hier die Nahrungsstoffe aufzunehmen, die dann dem Kind durch die Nabelschnur
zugeführt werden. Bei der Geburt wird der Ballon der Eihäute gesprengt; er bleibt zunächst noch in der Gebärmutter zurück; die Nabelschnur, an der das eben Geborene noch hängt, wird dicht oberhalb seines Nabels von der Hebamme durchschnitten. Sogleich nach der Geburt des Kindes beginnt die Lösung der Zotten aus der Gebärmutterwand. Das dauert etwa eine halbe Stunde. Dann setzen von neuem ein paar nicht mehr besonders schmerzhafte Wehen (Nachwehen) ein, durch die das, was bisher nach der Geburt des Kindes noch in der Gebärmutter zurückgeblieben war, »geboren« wird. Das ist die »Nachgeburt«. Sie besteht aus der aufgerissenen Ballonhülle der Eihäute, an denen man – werden sie nun zur Kontrolle ausgebreitet – an der einen Seite (das ist die Außenseite des Eihautballons) den scheibenförmigen Bezirk dichtstehender Zotten sieht (dieser etwa handgroße Bezirk heißt der Mutterkuchen), während an der anderen Seite (an der Innenseite des Ballons) die Nabelschnur herabhängt. Die kontrollierende Betrachtung der Nachgeburt durch die Hebamme oder den ärztlichen Geburtshelfer ist sehr wichtig: Es muss nämlich festgestellt werden, ob auch alle Zotten des Mutterkuchens intakt sind oder ob etwa an einer Stelle Zotten fehlen, so dass anzunehmen ist, dass diese während der Lösung der Nachgeburt abgerissen und in der Gebärmutterwand haftengeblieben sind. In diesem Fall darf die Geburt nicht als endgültig beendet angesehen werden, denn die in der Gebärmutterwand verbliebenen Zotten verhindern, dass sich die Gebärmutter nunmehr allseitig so eng zusammenziehen kann, wie es notwendig ist, um die Blutung, die durch die Lösung der Nachgeburt zustande kommt, schnell zum Stillstand zu bringen. Eine unvollständige Nachgeburt (Zottenreste in der Gebärmutterwand) würde Ursache dafür sein, dass die Wundfläche in der Gebärmutterwand nicht sogleich in ihrem ganzen Bereich geschlossen wird; es bliebe also an einer Stelle eine offene Wundfläche zurück. Das hat zwei Gefahren: Langes Nachbluten noch an den nächsten Tagen und Infektion mit Entzündungserregern, die in die Gebärmutter gelangen (Entzündung der wunden Gebärmutterwand, Fieber usw. während des Wochenbetts, sogenanntes Wochenbettfieber). Ergibt die kontrollierende Betrachtung der Nachgeburt, dass der Mutterkuchen nicht völlig intakt ist, so gibt der Arzt zunächst Medikamente, die eine kräftige Zusammenziehung der Gebärmuttermuskulatur bewirken. Dadurch werden oft noch die restlichen Teile des Mutterkuchens aus der Gebärmutter »ausgepreßt«. Führt diese Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg, so ist es nötig, dass der Arzt nachtastet, das heißt die Innenfläche der Gebärmutter abtastet, um dabei die in der Gebärmutterwand verbliebenen restlichen Zotten des Mutterkuchens abzulösen.

 

 

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