Gesundheitslexikon
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Alkoholismus

Im Kapitel Alkohol sind die Themen »AlkoholGenuss«, »Alkoholwirkung«, »Alkoholrausch« und »Alkoholvergiftung« (dieses auch unter Vergiftungen) besprochen, außerdem die »AlkoholIntoleranz« = die AlkoholUnverträglichkeit. Hier sollen die Themen »AlkoholMißbrauch«, »AlkoholGewöhnung« und »AlkoholSucht« besprochen werden. Es ist notwendig und wichtig zugleich, sich über die Bedeutung der einzelnen Bezeichnungen klar zu sein. Manchmal wird mit Vokabeln wie »Trinker«, »Alkoholiker« oder gar »Säufer« leichtsinnig und unverantwortlich umgegangen. Der mäßige Gelegenheitstrinker und der mäßige Gewohnheitstrinker verdienen die Bezeichnung »Trinker« im engeren Sinne nicht. Sie trifft eigentlich nur für Personen zu, die sporadisch
oder gewohnheitsmäßig exzessiv trinken. Bei ihnen ist aus dem AlkoholGenuss ein Alkoholmißbrauch geworden. Man kann folgende Typen von Alkoholikern in psychologischer Hinsicht unterscheiden: der Genusstrinker, der Freude am Trinken hat; der Erleichterungstrinker, der im Alkohol seine Verstimmungen loswerden will; der Rausch oder Betäubungstrinker, der seine innere Leere, seine Angst oder seine Schuldgefühle zu überdecken und im Alkohol zu vergessen sucht. Schließlich kann man noch folgende Einteilung treffen: der soziale Trinker nimmt nur in Gesellschaft größere Mengen Alkohol zu sich; der reaktive Trinker konsumiert in krisenhaften Lebenssituationen übermäßig Alkohol; der neurotische Trinker trachtet durch Alkohol seine seelische Fehlhaltung zu überwinden. Der chronische Alkoholiker vermag bei gutem Vorsatz und hinreichender Energie sich vom Alkohol zu lösen. Aus dem chronischen Alkoholiker, der ständig übermäßige Mengen Alkohol konsumiert, wird ein süchtiger Trinker, wenn er in Abhängigkeit vom Alkohol gerät und das Trinken nicht mehr in Kontrolle halten kann –es sei denn, zwingende äußere Einflüsse halten den Betreffenden vom Weitertrinken ab. Von Bedeutung ist hierbei die »AlkoholGewöhnung«: die Alkoholwirkung lässt mit der Zeit nach, so dass immer größere Mengen notwendig werden, um die berauschende Wirkung herbeizuführen. Im ersten Stadium des Alkoholismus achten die meisten Menschen peinlich darauf, nicht etwa betrunken zu werden. Sie kennen recht genau die Menge Alkohol, die sie brauchen, um unter ihrem Drang nach Alkohol nicht zu leiden. Diese tägliche Menge »müssen« sie zwar haben, aber mehr trinken sie nicht; mit offensichtlich Betrunkenen möchten sie nichts zu tun haben. Für sie ist der Alkohol kein Genussmittel, sondern ein Bedarfsartikel, der da sein muss, wenn sie sich nicht leidend fühlen sollen. –Mit der Zeit freilich stellen sich Schäden infolge der chronischen Alkoholvergiftung ein, oft zunächst in Form von Gedächtnislücken und Sinnestäuschungen. Der Betroffene sieht manches anders, als es wirklich ist. Manch einer steht z. B. wegen eines »Magenleidens« oder eines »schlechten Allgemeinbefindens« in ärztlicher Behandlung, verschweigt aber dem Arzt seinen Alkoholmißbrauch. Schließlich kommt es zum »Kontrollverlust«: die täglich »notwendige« Alkoholmenge wird nicht mehr eingehalten; das zweite Stadium des Alkoholismus, die »Drangphase«, ist erreicht. Sie wird durch den Drang nach Alkohol, wo und wie er auch erreichbar sein mag, bestimmt. Zugleich wird die AlkoholVerträglichkeit geringer. Es stellen sich wesentliche körperliche, geistige und seelische Veränderungen bzw. Krankheiten ein: vorzeitige Arterienverkalkung, Nervenentzündungen (»Polyneuritis«), Leberschrumpfung, Herzerweiterung (»Trinkerherz«), Nierenschäden, Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Häufig kommt es zu auffälligem Egoismus, Verflachung der Moral, Anpassungsstörungen in Familie, Beruf und Gemeinschaft. Bei der Alkoholsucht ist eine stationäre ärztliche Behandlung in einer Fachklinik oder Heimstätte unumgänglich notwendig. Noch so gutes Zureden und liebevolles Erklären hilft nicht. Voraussetzung für eine Heilung vom Alkoholismus ist die völlige Abstinenz. Sie ist vom Betroffenen, der ein Schwerkranker ist, nur durchzuhalten, wenn ihm zunächst in der Klinik die entsprechende Behandlung und Überwachung zuteil wird; später nach der Entlassung ist die Betreuung durch eine der Organisationen, die sich den Kampf gegen den Alkoholismus zur Aufgabe gemacht haben, oder durch eine jener Gemeinschaften, in der sich ehemalige Alkoholkranke zur gegenseitigen Unterstützung ihrer Abstinenz zusammengeschlossen haben, erforderlich. Jeder Amtsarzt gibt nähere Auskunft über die örtlich vorhandenen Einrichtungen solcher Art. Eine Selbstbehandlung des Kranken oder die heimliche Behandlung durch einen Angehörigen mit einem Entwöhnungsmittel ist meistens nicht nur zwecklos, sondern oft sogar lebensgefährlich! Solche Mittel dürfen nur auf ärztliche Verordnung eingenommen werden – z. B. in der Nachbehandlung nach einer Heilstättenkur. Besondere Formen des weiteren Verlaufs der Trunksucht: Delirium tremens: Auftreten folgender Krankheitserscheinungen nach langjährigem Alkoholmißbrauch, daher vor allem bei älteren Trinkern, und zwar vorzugsweise bei Schnapstrinkern, oft plötzlich im Zusammenhang mit besonderen Belastungen wie Unfall, Operation, Infektionskrankheit: optischer Sinnestrug (es werden kleine, sich schnell bewegende, helle »Dinge« gesehen, manchmal auch tatsächlich die sprichwörtlichen »weißen Mäuse«), Sinnestäuschungen beim Einschätzen der Umwelt (es werden statt tatsachengerechter Angaben »erfundene« Gegebenheiten erzählt: der Patient »konfabuliert«, d. h., er füllt die Lücken seines Erkennens durch Fabeln aus), ständige körperliche Unruhe (der Patient ist dauernd stark beschäftigt, läuft im Zimmer umher; dadurch wird viel körperliche Kraft verbraucht, so dass die Gefahr eines totalen Zusammenbruchs droht, wenn der Kranke nicht bald durch ärztliche Maßnahmen ruhiggestellt wird; die körperliche Unruhe zeigt sich auch im starken Zittern der Hände, dem so genannten »Tremor«; daher das Beiwort »tremens« zur Krankheitsbezeichnung »Delirium« Rauschzustand.). Hier ist eine Zwischenbemerkung notwendig: Plötzlicher Alkoholentzug kann bei einem Alkoholsüchtigen ähnliche Abstinenzerscheinungen hervorrufen, so dass die Unterscheidung schwierig sein kann, ob ein Delirium tremens (z. B. bei einem Alkoholiker infolge der Belastung durch einen Unfall) oder eine Abstinenzerscheinung (z. B. bei einem Alkoholiker, der infolge der Klinikaufnahme plötzlich keinen Alkohol mehr bekommt) vorliegt. KorsakowSyndrom: Die Trunksucht hat zu völliger Merkschwäche geführt. Weil sich der Kranke nichts mehr von dem merken kann, was er eben erlebt hat, lebt er sozusagen völlig zeitlos; seine Gedächtnislücken füllt er durch Erzählen von Fabeln aus – der Kranke »konfabuliert«. Eifersuchtswahn: Die durch den Alkoholismus bedingten Sinnestäuschungen konzentrieren sich speziell auf alles, was auf die Treulosigkeit des Lebenspartners hindeuten könnte. AlkoholEpilepsie: Epilepsieähnliche Anfälle infolge der chronischen Alkoholvergiftung. Säuferwahnsinn: ParalyseSymptome beim Alkoholiker, wie sie sonst bei der Gehirnerweichung aus anderer Ursache auftreten. Dipsomanie: Anfälle unbezwingbarer Alkoholsucht; dazwischen Zeiten, in denen kein Verlangen nach Alkohol besteht; sogenannte »Quartalsäufer«.

 

 

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