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Insekten und Spinnentiere (Ungeziefer) Sie sind als Blütenbestäuber, natürliche Schädlingsbekämpfer und Erzeuger verschiedener, auch in der Medizin genutzter Wirkstoffe und Gifte von großer Nützlichkeit. Als Nahrungskonkurrenten und Parasiten des Menschen jedoch sind sie verheerend und lebensgefährlich.
Erst um die Jahrhundertwende gelang der Nachweis, daß I. und S. nicht nur lästiges Ungeziefer, sondern auch die Oberträger gefährlicher Krankheitserreger sein können. So stellte man fest, daß die weibliche Anopheles Mücke Malaria überträgt, die Moskito Läuse: Die blutsaugenden und ausnahmslos auf Säugetieren und dem Menschen lebenden echten Läuse gehören zu den lästigsten und gefährlichsten Parasiten. Kopf und Kleiderlaus (Pediculus humanus capitis und Pediculus humanus humanus) sind dabei neben der Filzlaus (Phthirius pubis) die wichtigsten Schmarotzer des Menschen. Ihr oval oder schlank geformter, abgeplatteter und stets flügelloser Körper ist vorzüglich an den Aufenthalt im Haarkleid ihres Wirtes angepaßt. Mit jedem ihrer 6 Beine umschließt die Laus ein einzelnes Haar und kann sich so fest verankern, daß heftiges Kratzen sie nicht zu gefährden vermag. Die Eier der Läuse (Nisse) sind verhältnismäßig groß (ca. 1 mm). Mit Hilfe eines klebrigen Sekrets werden sie an die Haare des Wirtes angeheftet, wobei nur die Kleiderlaus eine Ausnahme macht. Hier verläßt das Weibchen die menschliche Haut, um seinen Eivorrat an der Kleidung anzukitten, wobei insbesondere die Nahtstellen und Säume bevorzugt werden. Wenn die hygienischen Verhältnisse unzureichend sind, kommt es in der Regel auch zu Massenvermehrungen von Läusen. Stark verlauste Menschen können dabei mehrere Tausend dieser blutsaugenden Parasiten auf einmal beherbergen. Die Einstiche sind an und für sich ungefährlich, wenn man von dem fast unerträglichen Juckreiz und der damit verbundenen Gefahr von Infektionen absieht. Lebensbedrohend werden die Läuse aber erst durch die Übertragung von Krankheitserregern, wobei die des Fleckfiebers oder Flecktyphus am weitaus gefährlichsten sind. Mit dem Blut von Menschen, die bereits an Fleckfieber erkrankt sind, nehmen die Läuse auch die Rickettsien, das heißt die Erreger der Krankheit auf. Sie vermehren sich in den Läusen ebensogut wie im Menschen und werden mit dem Kot dieser Insekten in großer Zahl ausgeschieden. Durch das Einreiben des infektiösen Läusekots in kleine Hautwunden wird die Krankheit in erster Linie wieder auf den Menschen übertragen, vielfach aber auch durch den Körperinhalt der beim Kratzen zerdrückten Läuse. Wanzen: In dieser großen Insektengruppe sind nur die Platt oder Bettwanzen (Cimicidae) und einige Arten der Raubwanzen (Reduviidae) Blutsauger, wobei die Bettwanzen auf Menschenblut spezialisiert sind. Wanzen sind nachtaktive Tiere, deren Stiche äußerst schmerzhaft sein können. Gelegentlich werden dabei gefährliche Krankheiten (z. B. das Rückfallfieber) sowohl passiv (durch Kot) als auch aktiv (durch den Stich) übertragen. Flöhe: In Mitteleuropa gehört der Menschenfloh (Pulex irritans), dank der heutigen hygienischen Verhältnisse, gebietsweise zu den selteneren Insekten. Ungleich häufiger sind dagegen der Hundefloh (Ctenocephalides canis) und der Katzenfloh (Ctenocephalides felis). Beide gehen bei Ermangelung eines natürlichen, Wirtes auch auf den Menschen über. Flöhe allgemein, insbesondere aber der an Ratten saugende Pestflob (Xenopsylla cheopsis), übertragen die Erreger der Pest auf den Menschen. Fliegen und Mücken: Zahlreiche Arten dieser. Zweiflügler können für den Menschen außerordentlich verhängnisvoll werden. Mit weit mehr als eine Million ist die Zahl der in einem Jahr an Malaria gestorbenen Menschen erschreckend hoch. Oberträger sind die auch in Deutschland vorkommenden Fiebermücken (Anopheles). Allerdings fehlen hier die klimatischen Voraussetzungen, um dem Malaria Erreger die Entwicklung zu ermöglichen. Ebenfalls zu den Stechmücken gehört die Art Aedes aegypti, die Überträgerin des Gelbfiebers. Eine Bekämpfung dieser Krankheit hat sich als besonders schwierig erwiesen, da bestimmte Affen Arten ein Reservoir für das Gelbfieber Virus darstellen. Von hier aus werden, auf dem Weg über die Stechmücken, Menschen immer wieder infiziert. Eine ähnliche Rolle spielen die Tsetse Fliegen der Gattung Glossina, nahe Verwandte unserer Stubenfliege. Anders als die Stubenfliegen, die mit ihrem stempelförmigen Tupfrüssel verflüssigte Nahrung aufnehmen, stechen die in Zentralafrika heimischen Tsetse Fliegen Warmblüter an, um Blut zu saugen. Dabei übertragen sie die Erreger der gefürchteten Schlafkrankheit. Aber auch Stuben und Schmeißfliegen (Musca und Calliphora) sind durchaus nicht ungefährlich. Von ihren Brutstätten in Dung und Kot oder auf Tierkadavern bringen sie mit ihrem Rüssel oder mit den klebrigen Haftnäpfen ihrer Füße Krankheitserreger (z. B. Salmonellen, Ruhramöben, Hepatitis Viren und Wurmeier) auf Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände. Schaben: Die drei bekanntesten Arten, die innerhalb der menschlichen Wohnstätten und insbesondere in Speichern, Lagerhallen, Bäckereien, Treibhäusern und Warmhäusern zoologischer Gärten zu wahren Plagen werden können, sind die schwarzbraune Küchenschabe (Blatta orientalis), die große rotbraune Amerikanische Schabe (Periplaneta americana) und die kleinere Deutsche Schabe (Blatella germanica). Als typische Allesfresser benagen die Schaben alles Genießbare, was ihnen auf den nächtlichen Streifzügen unter die Taster kommt. Dabei ist es nicht der durch den Fraß entstandene Verlust, der diese Insekten so schädlich werden läßt, als vielmehr die Verschmutzung von Nahrungsmitteln oder nicht abgedeckter Speisen sowie von Möbeln und Tapeten mit ihrem Kot. Unter diesen Umständen können die Schaben, besonders in Krankenhäusern, auch zu Überträgern gefährlicher Krankheitserreger werden. Milben: Diese S. treten überall auf, besonders aber in Mühlen, Vorratshäusern, Speichern und Wohnungen. Sie sind nicht nur lästig, sondern auch gefährliche Vorrats und Materialschädlinge. Durch die Verunreinigung mit Milbenkot, toten Milben sowie den abgestreiften Häuten der Larven (Exuvien) werden Nahrungsmittel für den Menschen ungenießbar. Schon der sog. Milben staub, aus Tierresten und Kot bestehend, kann beim Menschen zu schweren allergischen Erkrankungen führen. Von den verschiedensten Lebensformen, die sich im Verlaufe der Stammesgeschichte bei den Milben herausgebildet haben, beanspruchen die Parasiten ein besonderes Interesse. In den Haarfollikeln fast jedes Menschen z. B. leben längliche wurmförmige Milben von nur 0,3 bis 0,4 mm Größe. Es handelt sich um die Haarbalgmilbe (Demodex folliculorum), die sich vom Talg der Haarbalgdrüsen ernährt. Wesentlich unangenehmer sind die Krätzemilben (Sarcoptidae). Die Weibchen der Art Sarcoptes scabiei bohren sich mit ihren scherenförmigen Mundwerkzeugen an besonders schwach verhornten Stellen, wie zwischen den Fingern, in der Beuge von Gelenken oder an der Innenseite der Füße etwa, in die Haut des Menschen ein. Sind die Tiere unterhalb der Hornschicht, so lösen sie die Zellen auch durch ausgeschiedene Fermente auf und saugen die entstandene Flüssigkeit wieder ein. Auf solche Weise graben die Milben bis zu fünf Zentimeter lange, waagerecht verlaufende Gänge in die Haut, die von außen als feine dunkle Linien zu erkennen sind. Die Weibchen legen in ihre Fraßgänge bis zu 50 Eier ab, und die ausschlüpfenden Larven beginnen unverzüglich damit, von dem mütterlichen Stollen aus seitlich abzweigende Gänge zu fressen. Ein solchermaßen von Krätzemilben Befallener wird von einem schier unerträglichen Juckreiz geplagt. Die bekanntesten und auch gefährlichsten Blutsauger unter den Milben sind jedoch die Zecken (Ixodidae). Gefährlich sind sie deshalb, weil viele Arten, besonders in wärmeren Ländern, die Erreger äußerst bedrohlicher Krankheiten übertragen, wenn sie zur Blutaufnahme Haustiere oder den Menschen anstechen. Der in Mitteleuropa verbreitete Holzbock (Ixodes ricinus) hängt mit eingebohrten Mundwerkzeugen oft tagelang an seinem Wirt, bis er sich, vollgesogen, wieder abfallen läßt. Spinnen: In Deutschland gibt es nur eine Spinnen Art, deren Biß neben anhaltenden heftigen Schmerzen auch Störungen des Allgemeinbefindens zur Folge haben kann. Es handelt sich um den etwas mehr als 1 cm großen Dornfinger (Chiracanthium punctorium), aus der Familie der Sackspinnen (Clubionidae), die jedoch recht selten vorkommt. Nur in wärmebegünstigten Landschaften wird sie in Wiesengeländen etwas häufiger angetroffen. Auf den Kanarischen Inseln und in den Mittelmeerländern kommt die Malmignatte (Latrodectus tredecimguttatus) vor, deren Biß etwa so stark ist wie ein Bienenstich. Danach breiten sich allerdings heftige Schmerzen über den ganzen Körper aus, verbunden mit einer Gelenkstarre. Auftretendes Fieber, Schweißausbrüche und Atembeschwerden klingen nur langsam wieder ab, wobei eine allgemeine Körperschwäche noch mehrere Wochen anhalten kann. Weitaus gefährlicher ist die zur gleichen Gattung gehörende Schwarze Witwe (Latrodectus mactans). Sie hat bereits zahlreiche Todesfälle verursacht, insbesondere in Südamerika. In Nordamerika schließt sie sich als Kulturfolger eng den Menschen an und wird sehr häufig auf dem Gelände von Farmen, in Schuppen usw. getroffen, so daß die Gefahr von Bißunfällen sich dadurch beträchtlich erhöht. Eine weitere sehr gefährliche Giftspinne ist die Art Ctenus nigriventer aus dem tropischen Südamerika. Mit Bananensendungen gelangt diese langbeinige, äußerst angriffslustige Kammspinne hin und wieder auch nach Mitteleuropa. Ihr Gift, das zu den stärksten tierischen Giften überhaupt gehört, kann innerhalb weniger Stunden zum Tode führen, sofern kein spezielles Serum injiziert wird. Die Behandlung von Insekten und Spinnentierstichen: Normale Stiche kann man meist mit einem Hausmittel erfolgreich behandeln. Schmerz und Schwellungen sind mit kaltem Wasser, Eis oder nassen Umschlägen zu lindern. Um den Juckreiz zu verringern, kann man die Einstichstelle mit Alkohol, Rasierwasser, Antihistamin oder Cortisonsalbe einreiben. Bei mehreren Bienen , Wespen oder Hornissenstichen, besonders aber auch bei einzelnen Stichen in die Mundhöhle, in die Zunge oder den Rachen (Er.stickungsgefahr!), muß sofort ein Arzt aufgesucht werden. Ebenso natürlich beim Biß einer Giftspinne. Auf jeden Fall sollte das Kratzen oder Drücken oder Suchen nach dem Stachel bei einem Stich unterlassen werden, weil sonst die Gefahr der Einschleppung von Infektionserregern in die Einstichstelle besteht.
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