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Durchblutungsstörungen
Über die Kräfte, die die Blutzirkulation in Gang halten, s. unter Kreislauf. Ober die Wege, auf denen das Blut durch den Körper zirkuliert, unterrichtet der Abschnitt Blutkreislauf. Diese Wege führen das Blut vom Zentrum, vom Herzen, bis in die äußerste Peripherie des Körpers, bis in die feingliedrigen Enden der Arme und Beine. Wenn die Blutgefäße in den Gliedmaßen das zügige Strömen des Blutes behindern, leidet die Blutversorgung der Gewebe, zuerst jener, die am weitesten vom Zentrum entfernt sind, also die der Finger und Zehen , nächstdem dann die der ganzen Hände bzw. der ganzen Füße usw. über solche »peripheren Durchblutungsstörungen« wird nachstehend ein Überblick gegeben. (Dabei verweisen die in Schrägschrift gesetzten Worte auf die Stichwörter, in denen Näheres zu einem hier erwähnten Zusammenhang gesagt ist.) Der Zustrom von Blut zu den peripheren Geweben ist behindert, wenn die Arterien der Gliedmaßen verengt sind. Eine solche Verengung kann zustande kommen: 1. durch einen nervösen Krampf in den Arterienwänden oder 2. durch krankhafte Veränderungen der Arterienwände oder 3. durch eine plötzliche Verstopfung einer Arterie. – Dafür folgende Beispiele: Nervöse Verkrampfungen der Arterienwände treten leichter als sonst ein, wenn das Gleichgewicht der Hormone untereinander gestört ist: durch einen zunehmenden Mangel an weiblichem Keimdrüsenhormon in den Wechseljahren oder wenn der Kalziumstoffwechsel nicht in Ordnung ist: weil die Nebenschilddrüsen nicht genügend von ihrem Hormon liefern, oder wenn Gifte, wie z. B. das Nikotin des Tabaks, die Gefäßnerven erregen. – Eine besondere Art nervöser Verkrampfung der Arterienwände ist auch die Ursache der Raynaudschen Krankheit. Das bekannteste Beispiel für eine krankhafte Veränderung der Arterienwände ist die Arterienverkalkung. Eine Verstopfung einer Arterie kann plötzlich eintreten, wenn sie von einer Embolie betroffen wird. Alle diese verschiedenen Ereignisse führen zu peripheren Durchblutungsstörungen. Abgesehen von der plötzlichen arteriellen Embolie (die plötzliche starke Schmerzen verursacht), treten dadurch –je nach der Eigenart der im Einzelfall vorliegenden Ursache: mit Unterschieden – folgende Beschwerden auf: Unbegründet oft kalte Hände und Füße, Kribbeln in den Händen, Absterben der Finger (»Totenfinger», »Leichenfinger«), Einschlafen der Hände oder der Füße, anfallsweises Hinken. – Zunächst deuten solche Beschwerden nur darauf hin, dass der Betroffene vermutlich unter peripheren Durchblutungsstörungen leidet. Welche Ursache sie beim einzelnen haben, muss die ärztliche Untersuchung klären. Nach der Art der gefundenen Ursache wird sich dann auch die Behandlung richten. In vielen Fällen werden folgende Hinweise ratsam sein: Rauchen muss (leider, für manchen) immer verboten werden; fördernd auf die Durchblutung wirken: Abhärtung, Massage, Wasseranwendungen, die Verfahren der Kneippkur; bei entsprechender Ursache wird der Arzt weibliches Keimdrüsenhormon bzw. – passend zu dem anderen oben erwähnten Beispiel – den Wirkstoff der Nebenschilddrüsen geben; außerdem ist Vitamin E anzuraten. Die eben erwähnten Behandlungsmaß- nahmen können empfehlenswert sein, solange es sich um zwar peinlich merkbare, dennoch aber insgesamt höchstens mäßig starke Durchblutungsstörungen handelt, die die Annahme zulassen, dass sie wieder rückbildungsfähig sind. Das sind auch sehr viele, aber nicht alle. Es kommt natürlich auch wesentlich darauf an, welche Ursache ihnen im Einzelfall zugrunde liegt. – Die periphere Durchblutungsstörung kann, wenn sich ihre Ursache nicht beeinflussen lässt, in eine immer stärkere Einschränkung der Blutzufuhr, B. zu einem Fuß, übergehen – im äußersten Fall bis zur so starken Drosselung, dass es zur Gangrän, zum Brand, z. B. einer Zehe, kommt. In vielen Fällen kann die ärztliche Behandlung die bei bereits eingetretener Gangrän naheliegende und manchmal unvermeidliche Amputation verhüten, wenn noch rechtzeitig zuvor für die wieder ausreichende Zufuhr von sauerstoffreichem Blut gesorgt werden kann. Das wird z. B. durch folgende Behandlungsmethoden angestrebt: Bei vorwiegend durch nervöse Gefäßkrämpfe bedingten Durchblutungsstörungen: Blockade der zuleitenden Gefäßnerven durch NovocainEinspritzung in eine weiter zentral liegende Stelle des SympathikusNervs (SympathikusBlockade) oder Nervenschnitt durch den Sympathikus an dieser Stelle. – Bei vorwiegend durch krankhafte Gefäßveränderungen bedingten Durchblutungsstörungen: Sauerstoffeinblasung in die verengte Arterie des Unterschenkels von einer höher liegenden Stelle im Oberschenkel aus (Arterielle SauerstoffInsufflation). Zur Abrundung dieses Oberblicks über die peripheren Durchblutungsstörungen muss hier noch erwähnt werden, dass sie nicht nur durch die bisher aufgeführten Behinderungen des Blutzustroms durch die Arterien zustande kommen können, sondern auch durch eine Behinderung des Blutrückflusses aus der Peripherie, z. B. durch eine Thrombose in einer wichtigen Unterschenkelvene oder durch Krampf- adern, in denen dann das Blut stagniert, statt herzwärts weiterzufließen.
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