|
Dystonie vegetative
Auch Krankheitsbezeichnungen sind modischen Veränderungen unterworfen. So wird heute unter dem Begriff »vegetative Dystonie« (»neurozirkulatorische Dystonie«) zusammengefasst, was früher als »Nervenschwäche« oder »Neurasthenie« bezeichnet wurde. Es handelt sich um eine Fehlregulation des vegetativen Nervensystems (siehe dort) und seiner Steuerungszentren im Zwischenhirn, die zu Regulationsstörungen einzelner Organe oder ganzer Organsysteme ohne nachweisbare Organschädigung führt. Am meisten betroffen sind Kreislauf , Atmung und MagenDarmKanal. Der Begriff »vegetative Dystonie« ist strenggenommen keine Diagnose. Er ist vielmehr eine vorläufige, manchmal etwas oberflächliche Feststellung, vielleicht eine »Verlegenheitsdiagnose«. Der Arzt wird sich immer bemühen, die eigentliche Ursache der vegetativen Regulationsstörungen zu ergründen. Es kommen folgende Ursachen in Betracht: Hormonale Störungen (z. B. Überfunktion der Schilddrüse), Allergien, Herderkrankungen, Bandscheibenschaden, psychische Störungen. Immer bestehen enge Beziehungen zu Konstitution, Persönlichkeit und Umwelt. Lebensangst und Unsicherheit können die leibseelische Harmonie des Menschen stören. Sehr oft kommen die Beschwerden in hormonalen Krisenzeiten (Entwicklungsjahre, Schwangerschaft, Wochenbett, Wechseljahre) zum Ausbruch. Die vegetativen Regulationsstörungen sind sehr häufig: an ihnen leiden etwa 20300/0 aller Kranken in Praxis und Klinik. Der Anteil der Frauen ist r und doppelt so hoch wie jener der Männer. Die Beschwerden können sehr vielfältig sein, hier eine kleine Auswahl: Kopfschmerzen, Schwindel, Herzdruck, Herzklopfen, Frieren, Schwitzen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Magendruck, Übelkeit, Blasenbeschwerden, WeißFluss, Regelstörungen, Müdigkeit, Erregtheit, Reizbarkeit. Typisch ist die subjektive Überbewertung der sehr stark empfundenen Beschwerden. Auch nach Besserung bleibt eine gewisse Anfälligkeit meistens durch das ganze Leben bestehen, was sich vor allem bei Konflikten äußert. Das Behandlungsziel ist eine Kräftigung der Gesamtkonstitution durch die sinnvolle Kombination körperlicher und seelischer Maßnahmen (Gymnastik, Sport, Übungsbehandlung, Klima- und Bäderkuren, Kneippkuren, autogenes Training usw.). Zur Herabsetzung der Übererregbarkeit eignet sich das alte Hausmittel Baldrian (Tropfen oder Tee).
Diese Seite als Bookmark speichern :
<< vorhergehender Begriff |
|
nächster Begriff >> |
|
|
|
Weitere Begriffe : Myalgie | Wochenbett | WHO |
|