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Diät
Unter Diätetik verstand man früher die »Lehre von der vernunftgemäßen Lebensweise«, heute deckt sie sich mit dem Begriff »Ernährungslehre«. Als Diät bezeichnet man jede auf Erfahrung und Wissenschaft aufgebaute, von der normalen Ernährung abweichende Kostform, die das Stoffwechselgeschehen gezielt beeinFlusst und dadurch vorbeugend oder therapeutisch wirksam ist. Die Kranken- oder Heilkost richtet sich sowohl nach der Art der Krankheit als auch nach der Schwere des Krankheitsfalles. Von der Zusammenstellung und Zubereitung der Kost für Kranke hängt es ab, ob sie heilend oder schädigend wirkt. Die Heilkost bezweckt nicht nur eine Schonung des Organismus, sondern auch eine Übung und Kräftigung. Durch die Zufuhr lebensnotwendiger Stoffe mit der Heilkost setzt gleichzeitig ein Aufbau ein. In vielen Fällen kann die Diät das Arzneimittel wesentlich unterstützen oder sogar ganz ersetzen. Die Heilkost wirkt nicht nur bei solchen Krankheiten, die durch Fehlernährung (über, Unter, Mangelernährung) verursacht worden sind. Durch die Diät wird nicht bloß das erkrankte Organ, sondern der ganze Organismus mit seinen vielfältigen Abwehr- und Steuerungseinrichtungen behandelt. Wegen ihrer nachhaltigen Wirkung sollen besondere Kostformen für längere Zeit nur nach ärztlicher Beratung eingehalten werden. Eine falsche Diät richtet mehr Schaden als Nutzen an. Auch eine Heilkost muss vollwertig sein, das heißt Vitamine und Mineralsalze in ausreichender Menge enthalten; ist das nicht der Fall, hat die Ergänzung durch entsprechende Präparate zu erfolgen. Ebenso ist darauf zu achten, ob die Kostumstellung zu Verstopfung oder Durchfällen führt. Hier sollen nur einige allgemeine Diäthinweise gegeben werden. Besondere Vorschriften sind bei den einzelnen Krankheiten angegeben. Diät bei akuten fieberhaften Krankheiten: An den ersten beiden Tagen nur frisch ausgepreßte Obstsäfte und Zitronenwasser, das mit Traubenzucker gesüßt werden kann (er süßt weniger, es lässt sich also von ihm mehr als von üblichem Zucker im Zitronenwasser oder auch im Obstsaft »unterbringen«, und so wird dem Kranken dadurch etwas mehr Nährstoff zugeführt. Außerdem ist Traubenzucker das am leichtesten verdauliche Nahrungsmittel). Sonst keine besonderen Speisen geben (also dem Wunsche des Kranken, der meist »sowieso nicht essen möchte«, entsprechen, denn der Körper hat genug mit der Krankheitsabwehr zu tun und vermeidet jede zusätzliche Arbeit, z. B. durch die Verdauungsvorgänge). Mindestens jeden zweiten Tag, wenn der Stuhlgang nicht regelmäßig ist, einen Reinigungseinlauf mit 1 Liter Kamillentee machen. Bei Besserung der Krankheitserscheinungen und wieder auftretendem Hungergefühl zunächst sauere Milch, Joghurt, Buttermilch oder Milch geben und –je nach Appetit – Früchtepudding, Haferoder Gerstenschleim, Grieß- und Reisbrei, Fleischgelee, geschlagenes Eigelb, Milchbrei, Zwieback oder Keks. Weiterhin: Mit Früchten, feingehacktem Kalbfleisch oder Schinken gefüllte Omelette, rohes Schabefleisch, Taube oder Huhn, Fisch mit zerlassener Butter, Spinat, junge grüne Erbsen. Als Getränk ausgepreßte Obstsäfte. Diät bei Sodbrennen: Olivenöl und gute Butter zur Bereitung von Speisen; geschälte und geriebene Mandeln. Gut kauen, langsam essen, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Verboten sind: alle Gewürze und pikanten Tunken, viel Salz, geräucherte und gepökelte Fleisch- und Fischwaren, Fleischbrühe, Wurst und die im folgenden Abschnitt bei Blähungen verbotenen Speisen. Diät bei Blähungen: Behandlung durch leichte Bauchmassage, lauwarmes Sitzbad, nachts Leibwickel, eventuell zwei Hungertage, als Getränk schwarzer Tee ohne Milch und Zucker. Verboten sind: alle Luft- und kohlensäurehaltigen Getränke und Speisen, frische Brötchen und frisches Brot, namentlich Schwarzbrot, rohes Obst, Kohl- und Krautarten, Pilze, Rettich, Knoblauch, Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Käse, Süßigkeiten, Konditorwaren, Most, hartgekochte Eier, Auflauf. Diät bei Verstopfung: Hier ist nicht die »akute Verstopfung« gemeint, die am besten mit einem Abführmittel (Karlsbader Salz oder Rizinusöl) und mit einem Einlauf behandelt wird, sondern die »ständige leichte« Verstopfung, wie sie unter Stuhlverstopfung näher beschrieben ist. Für die diätetische Behandlung der Darmträgheit ist vor allem darauf zu achten, dass dem Darm durch die tägliche Ernährung auch genügend viel Arbeit zugemutet wird. Somit soll die Kost reich an unverdaulichen Bestandteilen (Zellulose) sein, die vornehmlich durch Obst und Getreidekornhüllen (im Vollkornbrot) zuzuführen sind. – Ist dieVerstopfung infolge einer Erschlaffung der Darmwand (nicht infolge einer Verkrampfung! S. dazu Stuhlverstopfung) hartnäckiger, so kann die Diät mit einer SauerkrautKur verbunden werden: Dreimal am Tage vor den Mahlzeiten rohes Sauerkraut essen. Kaubehinderte können es auch zuvor durch den Wolf drehen und dann mit reichlich Sauerkrautbrühe essen. Diät bei Durchfall: Infolge des Durchfalls entsteht für den Körper ein manchmal recht erheblicher Wasserverlust. Er muss durch entsprechende Mengen an Getränken ersetzt werden. Als Getränk ist am besten ungesüßter schwarzer Tee geeignet. Mit ihm kann auch die Tierkohle (in 210 Diät Form von Tabletten oder Pulver) »hinuntergespült« werden, die am besten dafür sorgt, dass jene Stoffe, die im Darm den Durchfall hervorriefen, unschädlich gemacht werden. Besteht Hungergefühl, so soll zumindest zwei Tage lang höchstens Zwieback gegessen werden. – Eine besondere Form der Diät bei Durchfall (auch gerade für Kinder gut geeignet) ist die ApfelDiät: Mindestens zwei Tage lang werden nur rohe Äpfel (geschält und auf einer Glasreibe feingerieben) gegeben. Danach, mit Besserung des Durchfalls, langsame Rücckehr zur üblichen Ernährung, also zunächst Zulage von Zwieback für den folgenden Tag, dann noch zwei bis drei Tage lang Schonkost, wie sie im folgenden Abschnitt angegeben ist. Diät zur Schonung des Magens: Alle Speisen gut zerkleinern und kochen. Kalbfleisch ist besser als Rindfleisch, weil das Fleisch junger Tiere weniger von festem Bindegewebe durchwachsen ist. Fettes Fleisch vermeiden, weil Fett – mit Ausnahme von Butter – die »Verweildauer« der Speisen im Magen verlängert und dadurch den Magen stärker belastet. Butter höchstens zerlassen, nicht gebräunt verwenden, weil ihre »Röstprodukte« die Magenschleimhaut reizen. Ein Ei ist weichgekocht am leichtesten verdaulich. Obst und Gemüse nur als Mus geben. Vollkornbrot nur, wenn es gut vertragen wird, sonst Weißbrot (das aber nicht ganz frisch sein darf). Behutsam soll mit jenen Speisen umgegangen werden, die unter der Diät gegen Sodbrennen als verboten genannt sind. Diät zur Schonung der Leber: Grundlage ist am besten eine vegetarische Diät in mittelstrenger Form, wie sie weiter unten erwähnt ist. Erlaubt sind außerdem: Getreideprodukte (Haferflocken, Reis, Grieß usw.), gut durchgebackene und abgelagerte Vollkornbrote (z. B. Knäckebrot, Grahambrot, Vollkornzwieback), frische Butter, reines Olivenöl, Pflanzenmargarine (von diesen erlaubten Fetten allerdings nur geringe Mengen), Quark. Insgesamt: Die Diät soll reich an Kohlenhydraten und hochwertigen Eiweißen, arm an Fett, basenüberschüssig und blähungsfrei sein. Verboten sind: erhitzte Fette (braune Butter usw.), Gebratenes, Frischgebackenes, Schlachtfette, Fleischbrühe, Fleischsaucen, Hülsenfrüchte, Kohlsorten, unreifes Obst, sauere Obstsorten, Eisgetränke, Alkohol, scharfe Gewürze. Diät, um an Körpergewicht abzunehmen: Hier muss das vorausgesetzt werden, was unter Ernährung gesagt ist. Normale Stoffwechselverhältnisse vorausgesetzt (über unnormale Stoff wechselvorgänge ist unter Fettsucht gesprochen), beruht eine Diät, die das Körpergewicht verringern soll, auf einer einfachen SollundHabenRechnung: Man muss dem Körper weniger Kalorien zuführen, als er täglich verbraucht. Denn dann ist er gezwungen, vom eigenen Fettbestand zu zehren, und damit wird das Körpergewicht vermindert. Das muss langsam geschehen, wenn kein Schaden eintreten soll. Man darf auch bei ziemlich strenger Diät höchstens damit rechnen, pro Tag 100 Gramm Fett zu verlieren, das ergibt also pro Woche kaum mehr als ein Pfund. Mit Hilfe einer Diät sichtbar schlanker zu werden, setzt also Geduld voraus. Den Speisezettel für eine »Abmagerungsdiät« kann man sich an Hand der Nahrungsmitteltabelle aufstellen, die im Abschnitt Ernährung steht. Es gelten dabei folgende Prinzipien (die hier auch für den genannt werden, der seine Diät nach einer bestimmten Vorschrift einrichtet, weil es auch bei Benutzung eines vorgedruckten Programms wichtig ist, seinen Sinn zu verstehen, um nicht aus Versehen Fehler zu machen, die am Erfolg hindern): Wenn durchschnittlich 25003000 Kalorien pro Tag verbraucht werden, so soll die Diät möglichst bis 1000 Kalorien weniger enthalten. (1000 Kalorien zu wenig in der Nahrung würde etwa 150 Gramm Verlust an eigenem Körperfett pro Tag bedeuten. Das wäre also schon eine recht strenge Diät.) Ein Gramm Fett in der Nahrung liefert 9,3 Kalorien, ein Gramm Kohlenhydrat 4,1 Kalorien, ebensoviel liefert ein Gramm Eiweiß. Also kommt es bei der Abmagerungsdiät vornehmlich darauf an, alles Fett aus der Nahrung wegzulassen, weil Fett am meisten nährt. Kohlenhydrate und Eiweiß liefern zwar gleiche Kalorienmengen, innerhalb des Stoffwechsels verbraucht das Eiweiß aber davon etwas für seine eigene Umsetzung, so dass Eiweiß noch etwas weniger nährt als Kohlenhydrate. Somit ergibt sich für die Abmagerungsdiät folgende prinzipielle Regel: Im ganzen möglichst wenig essen. Was gegessen wird, soll vornehmlich Eiweiß enthalten, weniger Kohlenhydrate und kaum Fett. An Hand der Nahrungsmitteltabelle im Abschnitt Ernährung ist leicht zu kontrollieren, welche Nahrungsmittel diese Prinzipien am besten erfüllen. Es ist aber auch zweckmäßig, diese Tabelle deshalb einmal mit Aufmerksamkeit zu studieren, um aus ihr zu ersehen, welche Nahrungsmittel diese Prinzipien am wenigsten erfüllen, damit man zumindest weiß, was eine besonders große »Sünde« gegen die Abmagerungsdiät wäre, und darauf unbedingt verzichtet, so z. B. auf eine größere Portion gesüßter Sahne, flüssig oder geschlagen. – Hier noch zwei Beispiele für »berühmte« Abmagerungsdiäten, die nach den eben genannten Prinzipien aufgebaut sind: Die HarveyKur: Zum Frühstück 1/a Liter Tee (ohne Zucker), 50 Gramm Fleisch (ohne Fett), 30 Gramm Toast (aber nicht mit Butter bestrichen). Mittags: fettfreie Bouillon, 150 Gramm mageres Fleisch, gekochtes Gemüse (aber ohne fettreiche »Einbrenne«), 30 Gramm Brot, 1/4 Liter Rotwein. Nachmittags 1/4 Liter Tee, 30 Gramm Zwieback, 1/4 Pf und Obst. Abends 200 Gramm Fleisch. – Diese HarveyKur, wie sie hier nach Originalvorschrift erwähnt ist, liefert nur etwa 1000 Kalorien pro Tag, ist also so »streng«, dass sie nicht durchgeführt werden sollte, ohne zuvor den Arzt zu fragen. Mit seiner Genehmigung wird sie – das besagt ihre Vorschrift – 12 bis höchstens 18 Tage lang durchgeführt. Als »Hausmittel« ist sie also in dieser Form nicht geeignet; sie wurde aber hier genannt, weil sie als Basis für eine etwas mildere Abmagerungsdiät gelten kann, wenn man zu den geringen Nahrungsmengen, die hier aufgezählt sind, noch Speisen im Wert von 500750 Kalorien nach eigenem Geschmack hinzunimmt. Die HollywoodKur: Sie hat einen für alle 18 Tage (so lange dauert sie) genau vorgeschriebenen Speiseplan, der jeden Tag wechselt. Dieses ganze Programm kann hier nicht wiedergegeben werden. Im Prinzip werden auch bei dieser Kur eiweißhaltige Nahrungsmittel gegeben, so gegrilltes Fleisch oder Fisch, und manchmal ein Ei. Außerdem – als Vitaminträger und damit überhaupt noch etwas auf dem Speisezettel steht – rohe Tomaten oder Gurken und Früchte. Im Durchschnitt werden bei dieser Kur 6 bis 8 Pf und an Gewicht abgenommen. Eine Diät allein ist manchmal nicht ausschlaggebend, um die gewünschte Abmagerung tatsächlich zu erreichen. Weitere Hinweise zu diesem Thema s. Entfettungskuren und Fastenkuren. Diät, um an Körpergewicht zuzunehmen: Die Regeln ergeben sich eigentlich von selbst, wenn man umgekehrt verfährt wie bei der Diät zum Abnehmen. Zu bevor- zugen sind also fetthaltige Speisen, so- dann Kohlenhydrate, und einzuschränken ist vornehmlich Eiweiß. Als »FettTräger« kommen vor allem Butter, Sahne und dann auch Lebertran (der zugleich beson- ders reich an Vitaminen A und D ist) in Frage. Kohlenhydrate sind in Form von Süßigkeiten, die jeder, der abnehmen will, völlig vermeiden muss, besonders leicht zuzuführen. Und: körperliche Arbeit ver- braucht Kalorien. Also soll sich der, der Kalorien einsparen will, um sie in Form von Körperfett zurückzulegen, körperlich möglichst schonen, zumindest keine unnötigen körperlichen Anstrengungen auf sich nehmen. Vegetarische Diät: über die strenge Form s. Rohkost. Etwas weniger streng: wenn zumindest ein Teil der Tagesration als gekochte Kost gegeben wird. Mittelstreng: »Laktovegetabile Kost«, d. h., außer rein pflanzlichen Nahrungsmitteln (Getreide, Nüsse, Knollen, Wurzeln, Blätter, Früchte) sind auch Milch und Milchprodukte erlaubt. Milde Form: Zusätzlich sind auch Eier erlaubt. – Anmerkung zur vegetarischen Ernährung (für die Dauer des Lebens): In strenger Form kann sie wohl immer nur von einzelnen Menschen durchgeführt werden; allen Menschen als die für sie beste Ernährungsweise kann sie nicht empfohlen werden. In weniger strenger Form bzw. als laktovegetabile Ernährung ist sie als für viele Menschen ausreichend zu werten, hat im Vergleich zur üblichen gemischten Kost manche Vorteile (die allerdings bei vernünftiger gemischter Kost nicht vollkommen entbehrt werden müssen) und vermeidet manche Nachteile, die bei der durchschnittlich üblichen Ernährung eher möglich sind. Der heranwachsende und der alternde bzw. alte Mensch jedoch bedarf einer größeren Versorgung auch mit tierischem Eiweiß, als die laktovegetabile Nahrung (lediglich aus der Milch) enthält. über vegetarische Zusätze (Müsli, WeizenkeimFrühstück) zur sonst gemischten Ernährungsweise ist unter Ernährung Näheres gesagt. Salzarme Diät: Den niedrigsten Kochsalzgehalt hat die Rohkost. Eine vollkommen salzlose Diät gibt es nicht. Zur Bereitung einer möglichst kochsalzarmen Kost darf grundsätzlich in der Küche kein Kochsalz verwendet werden; zum Schmackhaftmachen einzelner Speisen dienen vornehmlich Kräuter; als Brot ist nur salzlos gebackenes Brot erlaubt, ebenso darf nur salzlose Butter gegessen werden. Milch ist bereits als verhältnismäßig kochsalzreich anzusehen. Von käuflichen Kochsalzersatzmitteln darf nur eins verwendet werden, das auch sicher kochsalzfrei ist. Säuernde Diät (Nahrungsmittel, die nach ihrer Verbrennung einen Säureüberschuß hinterlassen: alle Arten von Fleisch, Fisch, Wurst, Eier, Fette, Butter und Käse, Haferflocken, Mehl, Brot, Hülsenfrüchte, Preiselbeeren. Basische Diät (alkalisierende Diät, Nahrungsmittel, die nach ihrer Verbrennung einen Basenüberschuß hinterlassen): alle pflanzlichen Nahrungsmittel, insbesondere Kartoffel, Tomaten, Gurken, Milch, Rohzucker, Aprikosen, Rosinen, Feigen, Apfelsinen, sonstiges Obst.
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