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Ohrenkrankheiten Glücklicherweise ist die häufigste Form von O. am wenigsten ernsthaft und am leichtesten zu beheben: die Ansammlung von Ohrenschmalz – (Zerumen). Dabei kann es zu Erscheinungen wie Schwerhörigkeit, Ohrenschmerzen, Ohrausfluß und Ohrenklingen kommen. Entzündungen und Infekte wie – Mittelohrentzündung (Otitis media), ebenso Fremdkörper im – Ohr und der – Menieresche Symptomenkomplex sind viel ernster und erfordern ärztliche Behandlung. Das Innenohr
Beschwerden des äußeren Ohres: Ohrenschmalz läßt sich durch vorsichtige Ausspritzung mit warmem Wasser gut entfernen. Manchmal kann es notwendig sein, einen verhärteten Schmalzpfropfen zuerst durch einige Tropfen warmes Öl (z. B. Olivenöl) aufzuweichen. Diese Behandlung ist schwieriger, als man denkt, und macht meist die Hilfe eines Arztes erforderlich. Vor allem sollte ein Laie nicht versuchen, Ohrenschmalz mit einem ungeeigneten Gegenstand herauszuholen. Dabei kann man leicht den Propfen tiefer ins Ohr drücken oder sogar das – Trommelfell ankratzen oder durchstoßen. Fremdkörper im Ohr: Für die Entfernung von Fremdkörpern im Ohr gelten etwa die gleichen Regeln. Manchmal werden von Kindern Bohnen, Erbsen o. ä. ins Ohr gesteckt, oder es kann ein Insekt von selbst ins Ohr geraten. Der Laie sollte nicht versuchen, mit scharfen Gegenständen den Fremdkörper herauszuholen. Ärzte haben dafür besondere Instrumente, die an ihrem Ende einen klebenden Stoff haben, womit Fremdkörper entfernt werden können, sofern sie sich nicht herausspritzen lassen. Ins Ohr eingedrungene Insekten können durch Eingießen von etwas warmem Öl unschädlich gemacht werden. Furunkel im oder am äußeren Ohr sind nicht selten und oft sehr schmerzhaft. Sie bedürfen meist ärztlicher Behandlung. Desgleichen die Gehörgangsekzeme, die entweder durch – Bakterien oder durch Pilzinfektionen verursacht werden und sich durch Juckreiz und Nässen bemerkbar machen. Verletzungen oder Blutergüsse der Ohrmuschel (durch Gewalteinwirkung) sind relativ häufig und müssen oft chirurgisch versorgt werden, weil die Gefahr einer sekundären Infektion des Knorpels groß ist. Mißbildungen der Ohrmuscheln können nur durch plastische Operationen behoben werden. Abstehende Ohren z. B. lassen sich nur so korrigieren. Eine Änderung der Ohrstellung ist durch Festbinden der Ohren an den Kopf nicht zu erreichen. Ohrenschmerzen können durch Ohrenschmalz, Fremdkörper, Furunkel, Entzündungen oder andere Erkrankungen des Ohres hervorgerufen werden. Sie können auch Ausstrahlungen von Kiefer oder Zahnschmerzen sein. Bei plötzlich auftretenden Ohrenschmerzen handelt es sich meist um eine akute Mittelohrentzündung. Erkrankungen des Mittelohrs: Im Mittelohr spielen sich häufig Entzündungen ab, wobei die Bakterien meist durch die Ohrtrompete ins Mittelohr eindringen. Mittelohrentzündungen treten besonders häufig bei kleinen Kindern auf, da bei ihnen die Ohrtrompete kürzer und weiter ist als bei älteren Kindern. Durch die Entzündung bilden sich Schleim und Eiter. Da eine Ansammlung von Eiter gegen das Trommelfell drückt, entstehen Schmerzen, ein Gefühl, als ob das Ohr verstopft sei, Fieber und zeitweise auch Verlust des Gehörs. Manchmal ist der Druck so groß, daß der Eiter das Trommelfell platzen läßt. Dadurch lassen zwar die Schmerzen sofort nach, was aber nicht besagt, daß die Entzündung abgeklungen ist. Bei Mittelohrentzündungen ist ärztliche Hilfe unumgänglich. Notfalls wird der Arzt das Trommelfell durchstoßen, damit der Eiter abfließen kann, und nicht warten, bis er von selbst durchbricht. Der saubere Stich eines chirurgischen Schnittes heilt immer besser als die zerrissenen Enden geplatzter Gewebe. Ein durchlöchertes Trommelfell bewirkt keine Taubheit; aber es kann dazu führen, daß sich die Entzündung wiederholt. Ein »laufendes« Ohr ist das Zeichen für eine chronische Entzündung mit defektem Trommelfell. Die dauernde Absonderung (die gewöhnlich faulig riecht) zeigt an, daß Infektion und Entzündung des Mittelohrs noch nicht abgeklungen sind. Man sollte dieses Zeichen ernst nehmen, da nicht zu erwarten ist, daß dieser Zustand von selbst abheilt. Wenn Schaden vermieden werden soll, muß rechtzeitig eine ärztliche Behandlung einsetzen. Vor allen Dingen darf der Ausfluß nicht durch festes Zustopfen mit Watte verhindert werden. Eine Sonderform der chronischen Mittelohrvereiterung stellt das Cholesteatom mit seinen atypischen entzündlichen Wucherungen dar. Bei der sich ausbreitenden Vereiterung (Mastoiditis), einer ernsten Komplikation der Mittelohrentzündung, wandert die Entzündung vom Mittelohr in den Knochen, und zwar in die Kammern des Warzenfortsatzes. Die Zeichen einer Mastoiditis sind nicht sehr typisch. Neben Ohrenschmerzen und Ausfluß aus dem Ohr, Kopfschmerzen und Fieber, kommt es zur Schwellung und Schmerzhaftigkeit hinter dem Ohr. Schon leichter Druck gegen den Knochen ist besonders schmerzhaft. In schweren Fällen wird ein operativer Eingriff erforderlich (Meißelung), wobei für den Eiter ein Abfluß aus dem Knochen geschaffen wird. Früher war diese Operation häufig, heute ist sie viel seltener, da man die Entzündung erfolgreich mit Medikamenten behandeln kann. Andere gefürchtete Komplikationen der akuten Otitis sind die fortgeleitete Entzündung des Innenohres oder des Gehirns bzw. der Gehirnhäute. Mittelohrentzündungen und ihre Folgen sind heute seltener geworden, da die Erreger, welche diese Erkrankung verursachen, häufig erkannt und schon bekämpft werden, wenn sie Nase und Rachen befallen haben. Sie gelangen nicht bis ins Ohr, wenn frühzeitig mit Penicillin und anderen Antibiotika behandelt wird. Die Verhütung von Mittelohrvereiterungen hängt hauptsächlich davon ab, wie schnell man Nasen und Racheninfekte zum Abklingen bringt. Erkältungen und Halsschmerzen sollten nicht vernachlässigt werden. Vor allen Dingen bei Kindern müssen kranke Gaumen und Rachenmandeln untersucht und u. U. entfernt werden. Zu Erkrankungen der Ohren kommt es häufig bei oder auch nach . Scharlach, Masern und Diphtherie, weniger häufig nach Mumps, Keuchhusten und anderen Infektionskrankheiten. Bei Erwachsenen können sie die Folge einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung oder einer nicht korrigierten Nasenverengung sein. Schwimmen und Tauchen können Ohrbeschwerden verursachen. Gelangt Wasser in Mund und Nase, so werden manchmal Infekte in die Ohrtrompete eingebracht. Beim Tauchen und Unterwasserschwimmen wird das Trommelfell einem ungewöhnlichen Druck ausgesetzt. Verstopfen der Ohren und die Benutzung von Badekappen bieten nicht immer genügend Schutz. Wer ein Loch im Trommelfell, eine chronische Nebenhöhlenentzündung oder anfällige Ohren hat, sollte solchen Sport aufgeben. Bleibt noch lange nach dem Schwimmen das Gefühl, Wasser in den Ohren zu haben, so ist gewöhnlich entweder die Ohrtrompete verstopft (tief gähnen, um sie zu öffnen) oder ein Schmalzpfropfen hat sich gelöst und verhindert das Ausfließen des Wassers, indem er den Gehörgang verstopft. Erkrankungen des Innenohrs: Mittelohrerkrankungen können sich auch auf das Innenohr ausbreiten und Gehör und Gleichgewichtssinn beeinträchtigen. Auch bestimmte infektiöse Allgemeinerkrankungen im Körper schlagen sich im Innenohr nieder. Drei besondere Leiden, die mit dem Innenohr zusammenhängen, sind Ohrensausen, die Otosklerose mit fortschreitender Schwerhörigkeit und der Menieresche Symptomkomplex. Ohrensausen (Tinnitus) und Klingen, Summen und Rauschen oder andere Geräusche im Kopf hängen grundsätzlich mit dem Innenohr zusammen. Sie sind nur vom Patienten selbst zu bemerken, d. h. es handelt sich um subjektive Symptome, mit denen der Hörnerv auf eine Reizung oder Stimulierung (die möglicherweise aus Mittel oder äußerem Ohr kommen) reagiert. Einige Geräusche im Kopf können auftreten, wenn zu hohe Medikamentendosen eingenommen wurden, v. a. bei Chinin und Salizylaten. Sie hören auf, sobald das Medikament nicht mehr genommen wird. Bei zu hohem Blutdruck (s. Bluthochdruck), rheumatischen Leiden und einigen Ohrenleiden, die bisher besprochen wurden, können ebenfalls Geräusche im Kopf auftreten, die aufhören, sobald die auslösende Krankheit abgeklungen ist. Bei Otosklerose handelt es sich um eine Erkrankung, bei der sich das knöcherne Innenohr atypisch verändert. Gewöhnlich kommt es zu einer fortschreitenden Verfestigung des dünnen Steigbügels am ovalen Fenster, so daß Schwingungen nicht mehr übertragen werden können. Das erste Anzeichen ist Klingen im Ohr, aber schlimmer ist die fortschreitende Schwerhörigkeit bis zur völligen Taubheit. Frauen werden davon doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Ursache der Otosklerose ist unbekannt. Erblichkeit ist erwiesen. Verschlechterung des Gehörs über eine Zeitspanne von Monaten oder Jahren hinweg läßt immer den Verdacht auf eine Otosklerose aufkommen. Typisch für diesen Zustand ist, daß höhere Töne meist besser gehört werden als tiefere Töne. Gewöhnlich beginnt die Otosklerose in einem Ohr, befällt aber schließlich auch das andere. Es gibt keine spezielle und wirkungsvolle Behandlung der Otosklerose. Um der fortschreitenden Schwerhörigkeit zu begegnen, kann man den Menschen meist durch einen elektronischen Hörapparat helfen. Bei einer gewissen Anzahl von sorgfältig ausgesuchten Fällen konnte ein beachtenswerter Erfolg durch einen operativen Eingriff erreicht werden, der sog. Fensterungsoperation. Eine andere Operation versucht, den Steigbügel zu mobilisieren. Die Menieresche Erkrankung (s. Menierescher Symptomkomplex), die nach dem französischen Arzt Meniere, der sie 1861 beschrieb, benannt wurde, ist ein unangenehmer und qualvoller Beschwerden komplex, der auf Störungen des Innenohrs zurückzuführen ist. Zu den Beschwerden gehören: wiederholt auftretende Schwindelanfälle, Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen, Klingen in den Ohren, Augenzittern und fortschreitende Schwerhörigkeit. Diese Krankheit befällt selten Menschen unter 30 oder über 60 Jahren. Ist es erst einmal zu Anfällen gekommen, so scheinen sie immer häufiger aufzutreten. Manchmal werden die Anfälle auch ohne Behandlung geringer. Bei einigen Fällen kommt es abwechselnd zu heftigen und weniger heftigen Anfällen. Die genaue Ursache ist rätselhaft und wahrscheinlich vielfältig. Es gibt eine Reihe von Behandlungsarten, die den erkrankten Menschen auch geholfen haben, aber man kann nicht in jedem Fall. mit Sicherheit sagen, daß überhaupt eine Behandlung einen bleibenden Erfolg für den Patienten haben wird. Zu den Behandlungen gehören salzarme Diät (nach der Theorie, daß der Wasserhaushalt gestört ist), Antihistamine (der Theorie entsprechend, daß die Krankheit eine Allergie sei), ein komplizierter chirurgischer Eingriff am Hörnerv und mehrere Arten von Hals und Nebenhöhlenoperationen sowie eine Reihe von Medikamenten. Taubheit: Gehörverlust, der durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden kann; im Anfang schleichend oder auch plötzlich (völlige Taubheit ist selten, Reste von Hörvermögen sind meist vorhanden). In Frage kommen Veränderungen des äußeren Ohrkanals, die die Fortleitung der Schallwellen zum Innenohr verhindern, so z. B. die Verstopfung durch Fremdkörper, Ohrenschmalz oder Furunkel, eine Perforation oder eine Entzündung oder Narbenbildung des Trommelfells, Versteifung der Gehörknöchelchen, chronische Entzündung oder Geschwulstbil.dung am Mittelohr, ferner Prozesse am ovalen Fenster, die die Schwingung des Steigbügels behindern, schließlich Verschluß der Eustachi Röhre durch Entzündung oder Wucherungen. Bei Kindern verschließt öfter überschießendes lymphatisches Gewebe die Mündung der Röhre. Bei Erwachsenen ist die Otosklerose eine häufige Taubheitsursache. Andere Formen von Taubheit beruhen auf Schädigung des Innenohres, des Gehörnerven oder des Hörzentrums. Die Schädigungen können verursacht sein durch Infektionskrankheiten, durch Geschwülste am Schläfenlappen, an den Gehörnerven oder der Schnecke, durch Trauma in diesen Bezirken (Schlag auf den Kopf, Schädelbruch), auch durch Gifte wie Arsen, Quecksilber, Chinin u. a., ferner durch seelische Störungen (Hysterie, Simulation) und schließlich durch Begleiterscheinungen von Allgemeinerkrankungen und gewissen Medikamenten. »Angeborene« Taubheit kann durch erbliche Veranlagung bedingt sein oder durch Schädigung des Fetus (Rötelinfektion oder Syphilis der Mutter). Außerdem spielen Geburtstraumen (Zangenentbindung, Sauerstoffmangel beim Neugeborenen) eine Rolle. Was das Gehör als »Pforte der Seele« für die geistige Entwicklung des Kindes, im späteren Dasein für Beruf und Lebensgenuß bedeutet, bedarf keiner Begründung. Immerhin setzte sich erst im 16. Jahrhundert die Erkenntnis durch, daß Stummsein meist lediglich die Folge einer Taubheit ist. Was für die Verhütung getan werden kann, ergibt sich aus der Erkennung und Behandlung verschiedener Ursachen. Beachten muß man, daß erhebliche Gehörschäden nach langdauernder starker Lärmeinwirkung vorkommen und so als Berufserkrankung aufgefaßt werden können. Eine genaue Bestimmung der Hörfähigkeit wird durch die Audiometrie ermöglicht, wobei Geräte verwendet werden, die nach dem Prinzip von Rundfunkapparaten gebaut sind. Je früher eine Schwerhörigkeit erkannt wird, um so leichter gelingt es, Hörgeschädigte vor dem Los zu bewahren, Außenseiter zu werden.
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